Ein ungewöhnlicher Betrugsprozess ist am Wiener Landesgericht für Strafsachen über die Bühne gegangen.
Geständnis abgelegt
"Ich hab' eine Scheinwelt erschaffen für mich", gab der mittellose IT-Techniker zu Protokoll. Er hätte "komplett den Sinn für die Realität verloren" und wäre "aus der Abwärtsspirale nicht mehr rausgekommen", meinte der Angeklagte.
23 Millionen Euro weg
Der Hochstapler hatte seinen Opfern, die jeweils mit dem Weiterverkauf von erfolgreich aufgebauten Familien-Unternehmen ihr Vermögen gemacht hatten, lukrative Geschäftsverbindungen mit Dubai vorgetäuscht. Der Schwindler hätte sich als "Wunderknabe" geriert, meinte Staatsanwältin Barbara Hoffmann. Er gab vor, er habe in Dubai Zugang zu begehrten IT-Produkten, die sich in Europa gewinnbringend an den Mann bringen ließen. Die Millionäre ließen sich zu Investments in Form von großzügigen Darlehen bzw. Beteiligungen überreden. Das kostete den einen laut Anklage am Ende rund 2,5 Millionen, den anderen mehr als 20,5 Millionen Euro. "Denn es hat kein einziges Geschäft gegeben, keine Ware, keine Kunden. Er hat sie gezielt in die Irre geführt", bilanzierte die Staatsanwältin.
Wie kam es dazu?
Kennengelernt hatte der Angeklagte seine späteren Opfer in einem Tätowier-Studio. Beide waren dort Stammgäste und große Tattoo-Fans. Dieser stellte ihm in weiterer Folge seinen gleichermaßen finanziell gut gepolsterten besten Freund vor. Nachdem ein Privatdetektiv den jungen IT-Techniker überprüfte und als vertrauenswürdig einstufte, konnten die unglaublichen Investments beginnen. Diese Geschäfte liefen im Zeitraum zwischen März und Dezember 2016.
Luxus pur
Die „verdienten“ Millionen verwendete der verheiratete Vater eines minderjährigen Kindes, um sich und seiner Lebensgefährtin ein Leben in Luxus zu ermöglichen. Der 28-Jährige erwarb beispielsweise um 3,6 Millionen Euro eine Villa in Baden bei Wien, erstand sündteure Rolex-Uhren und legte sich binnen elf Monaten zwei Ferraris, einen Rolls-Royce, einen Porsche, vier Mercedes, zwei BMW und einen Audi zu.
Als er Wind davon bekam, dass gegen ihn strafrechtlich ermittelt wurde, tauchte er im Jänner 2018 mit seiner Partnerin unter falschem Namen in den steirischen Alpen unter, wo er sich bis zu seiner Festnahme im März versteckte.