Streit um Natascha

"Gefangen wie vorher"

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Nataschas Vater hat den Jugendpsychiater seiner Tochter öffentlich in einem TV-Interview kritisiert: Das Mädchen habe sich verfrüht geoutet.

Ludwig Koch, Vater von Natascha Kampusch, hat am Montag in einem Interview mit dem italienischen Staatssender RAI 2 offen Kritik an Jugendpsychiater Max Friedrich geübt, der seine Tochter betreut. Das Fernseh-Interview seiner Tochter sei zu früh erfolgt.

"Es war offensichtlich, wie sehr Natascha dieser Auftritt anstrengte. Friedrich selber hatte kurz nach der Befreiung behauptet, dass Natascha Zeit zur Erholung brauchte. Ich hätte ihr mehr Zeit vor einem öffentlichen Auftritt gelassen, mindesten einen oder zwei Monate. Sie hätte es sich verdient", sagte Koch, der im Rahmen der mittäglichen Talk-Show "Piazza Grande" von Moderator Giancarlo Magalli interviewt wurde.

Auch, dass Natascha sich nicht bei ihrer Familie erholt, sondern von einem Ärzteteam betreut wird, kritisierte ihr Vater: "Mehrere Psychiater haben mir versichert, es wäre das Beste, wenn Natascha sich bei ihrer Familie erholen würde. Auch die Familie sollte unterstützt werden."

"Jetzt ist sie gefangen wie vorher"
Ludwig Koch erzählte, dass er am Samstag seine Tochter im Krankenhaus getroffen habe. "Ich habe sie in Anwesenheit eines Betreuers getroffen. Ich weiß nicht, ob es das Richtige ist. Es wäre sicher gut für meine Tochter, wenn sie frei mit ihrem Vater sprechen könnte. Jetzt ist sie gefangen wie vorher. Die Ärzte entscheiden, wie oft ich sie sehen darf. Friedrich will zu verstehen geben, dass Natascha es so will. Das stimmt aber nicht. Natascha wollte im Krankenhaus ein Bild mit mir machen, Friedrich hat aber Nein gesagt", erklärte Koch.

"Ich werde sie beschützen"
Der Vater zeigte sich zuversichtlich, dass seine Tochter sich nach der achtjährigen Gefangenschaft erholen wird. "Sie soll das machen, was sie gerne möchte. Ich werde sie beschützen, niemand darf sie ausnutzen. Bei mir wird die Tür immer offen sein", Koch. In Rom habe er mit einem Freund den Petersdom besucht. "Ich habe Gott gedankt, dass er meine Bitte erfüllt hat. Natascha ist befreit worden."

Großes Interesse in Italien
Der Fall Kampusch hat in Italien enormes Interesse geweckt. Vier Millionen Menschen hatten am Donnerstagabend das Interview mit der 18-Jährigen im Fernsehen verfolgt. Das Interview wurde vom Privatsender 7 gesendet. Nach dem Interview wurden mehrere prominente Psychologen über die Schäden befragt, die Natascha durch die lange Gefangenschaft erlitten haben könnte.

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