Hass-Post

Gerichts-Killer schreibt Drohbriefe

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Selbst nach seiner Verurteilung sieht sich Johann P. als Opfer.

Kaum beim Aufsehen erregenden Prozess am 15. Oktober (noch nicht rechtskräftig) schuldig gesprochen, hat der 58-jährige Ex-Lehrer in der Zelle erstaunliche Energie entwickelt.

Amoklauf
Etlichen Adressaten flatterten in den vergangenen Tagen unerwünschte Briefe ins Haus. Absender: Johann P., Mörder der 42-jährigen Gerichtsdienerin Silvia M. und zusätzlich verurteilt wegen Mordversuchs an einer Richterin. Wie berichtet, hatte der als Querulant bekannte Künstler bei einem Amoklauf im Bezirksgericht Hollabrunn seinem Opfer M. in den Mund geschossen und zwei kleinen Kindern so die Mutter genommen.

Triumph
Den ersten Brief bekam Anwältin Kristina Venturini, die beim Prozess die Ansprüche der Hinterbliebenen vertreten und für ihre Mandanten triumphal die Summe von 300.000 Euro zugesprochen bekommen hatte.

Bedrohlich
„Es ist schon bedrohlich“, so die Top-Advokatin, „Preiss beschimpft mich in dem Schreiben, blöd zu sein und den Grund für seine Abneigung gegen die Behörden und somit das Motiv nicht verstanden zu haben. Und das Ganze in einem sehr bösen Ton.“

Blutig
P., dessen sechs Geschwister vom Nazi-Regime ermordet wurden und dem später zeitweise die österreichische Staatsbürgerschaft entzogen worden war, wollte mit seiner Lebensgeschichte seine blutige Explosion am Bezirksgericht erklären. Es hätte sich einfach zu viel Wut auf die Behörden aufgestaut.

Und weil niemand seiner Argumentation folgen konnte, griff er nach dem Urteil zu Papier und Kugelschreiber: Außer Anwältin Venturini bekamen Prozess-Vorsitzender Gernot Braitenberg, die Ex-Partnerinnen des Mörders und sogar einige Geschworene Hass-Post. Letzteren wurde sogar vorgeworfen, sie hätten einen Schuldspruch gefällt, „weil sie offenbar zu viele Soap-Operas gesehen hätten“.

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