Kurt Hohensinner designierter Nachfolger.
Graz. Der Grazer Langzeitbürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) ist noch am Sonntagabend vor der Verkündung des vorläufigen Endergebnisses ohne Briefwahl von seinem Amt zurückgetreten. Er hat nach vorläufigen Zahlen rund 12 Prozentpunkte verloren und damit auch den ersten Platz an die KPÖ abgeben müssen. Sein designierter Nachfolger ist Bildungsstadtrat Kurt Hohensinner.
"Das ist mehr als schmerzhaft für mich und meine Partei", so Nagl bei einer Pressekonferenz Sonntagabend im Rathaus Graz zum Absturz seiner ÖVP. Nach der Pressekonferenz verkündete er seinen Rücktritt.
Zuvor hatte er gesagt, er habe "doch 24 Jahre Verantwortung mitgetragen, davon 18 Jahre als Bürgermeister. Wir brauchen nicht lange herumreden, das ist ein eindeutiges Ergebnis. Wir haben alles gegeben, für mich heute ist das ein niederschmetternder Tag. Ich habe gedacht, die Grazer wissen, woran sie mit mir sind. Wir müssen nun abwarten und analysieren." Er gratuliere allen, die dazugewonnen haben, er selber habe das vier Mal erleben dürfen. "Graz ist eine Stadt, in der die Menschen sich zufrieden zeigten und die im Sozialbereich gut da steht. Diese Stimmung korreliere nicht mit dem Wahlergebnis: "Sei's drum, vielleicht waren sich auch viele zu sicher, dass ich es wieder werde. Es wird in Graz gut weitergehen, die Uhren gehen in Graz doch anders." Ob er die ÖVP in die Verhandlungen führe, wollte Nagl in der Pressekonferenz noch nicht beantworten, er brauche einige Zeit für sich selbst. Knapp eine halbe Stunde später rang er sich zum Rücktritt durch.
KPÖ-Wahlsiegerin freudig-zurückhaltend
KPÖ-Wahlsiegerin Elke Kahr war bei der Pressekonferenz freudig-zurückhaltend: "Das ist für uns ein Riesenerfolg und mehr als erfreulich, ich habe mir das in dem Ausmaß nicht erwartet. Allen, die uns vertraut haben, tausend Dank, auch an alle Spitzenkandidaten, der Wahlkampf war trotz allem ein sehr fairer. Ich wünsche uns gute Gespräche, ich werde sehr sorgsam und umsichtig mit dem Ergebnis umgehen, damit Soziales in der Stadt nicht untergeht - für ein Graz, in dem jeder Platz haben muss."
FPÖ-Chef Mario Eustacchio, dessen Partei ein Minus einstecken musste, zeigte sich als verkniffener Verlierer: "Der Wähler hat immer recht, aber ich bin mir da nicht mehr ganz sicher." Er wollte am Sonntagabend noch abwarten, wie die Auszählung der Briefwahlkarten ausgehe. "Es wird Sie nicht überraschen, dass ich mit meinem und dem Gesamtergebnis nicht zufrieden bin. Was ich gesagt habe, ist eingetreten, es gibt in Graz einen Linksruck. Damit machen wir uns zum Gelächter von Europa und der Welt." Die FPÖ werde in Opposition sein, ganz egal wie die Verhandlungen liefen. "Wir werden eine scharfe Opposition sein, bei den Dingen, die uns da drohen. In fünf Jahren wird es ganz anders aussehen, es wird eine Katastrophe, das kann ich jetzt schon sagen", meinte ein deutlich ungehaltener Eustacchio - Kahr schüttelte dabei den Kopf. Wenn man die Arbeit der KPÖ ansehe, dann sei das eine klare Nullleistung gewesen - "Geld verteilen und sich dafür Stimmen kaufen", legte der Freiheitliche noch eins drauf.
SPÖ-Spitzenmann Ehmann will den Montag abwarten
SPÖ-Spitzenmann Michael Ehmann will den Montag abwarten, die Auszählung der Wahlkarten könnte seiner Partei, die sich ganz gut hielt, noch etwas bringen. "Ich erinnere, auf uns entfielen in manchen Umfragen nur sieben bis acht Prozent, wir sind nicht abgestürzt." Er sei "vage und vorsichtig optimistisch, dass man in den Stadtsenat einziehen könnte. Das wird der Montag zeigen." Grundsätzlich habe Fairness im Wahlkampf geherrscht.
Grünen-Spitzenkandidatin Judith Schwentner war hörbar überglücklich: "Ich freue mich ganz außerordentlich, das ist ein wunderschöner Tag für ein Grünes Graz und den Klimaschutz, es kommt eine Klimaschutzkoalition in den nächsten Jahren."
NEOS-Spitzenmann Philip Pointner gratulierte als einziger namentlich Kahr und Schwentner. NEOS würden konstruktive Politik machen, keine destruktive.