Der 40-jährige Deutsche soll mehr als ein Kilo Kokain weitergegeben haben.
St. Pölten. Großes Medieninteresse am Mittwoch am Landesgericht St. Pölten. Auf der Anklagebank Julian Hessenthaler (40), jener Detektiv, der im Ibiza-Video Regie führte. Das Video brachte die türkis-blaue Koalition zu Fall.
Unschuldsvermutung
ÖSTERREICH war beim Prozess in St. Pölten dabei – es ging aber nicht um die Hintergründe des Videos, sondern um Drogendelikte. Der 40-Jährige soll mehr als ein Kilo Kokain weitergegeben haben. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Im dunkelblauen Anzug tritt Hessenthaler vor den Richter, das Haar frisch und kurz geschnitten. Er streitet sämtliche Vorwürfe ab: „Ich weiß, dass ich es nicht war“, erklärte er im Zuge seiner Einvernahme.
»Dagegen ist jede Netflix-Serie eine ›Sendung mit der Maus‹«
Ex-Kollegen belasten
Zeugen. Es sind vor allem sein Ex-Kollege K. aus einer Detektei und dessen Geliebte G., die ihn belasten. Sie sagen, dass Hessenthaler insgesamt 1,25 Kilo Kokain mit 70 % Reinheitsgehalt an sie verkauft hat. Die Menge wechselte nahe der Stadt Haag (NÖ, Bezirk Amstetten), in Salzburg und Oberösterreich zu 40 Euro pro Gramm den Besitzer.
Damit soll Hessenthaler laut Anklage Schulden beglichen und seinen finanziellen Absturz verhindert haben. Er bestreitet das.
Haft. Die angegebene Menge reicht aus, um ihn für 15 Jahre hinter Gitter zu bringen. Handfeste Beweise gibt es allerdings keine.
Verteidigung. Hessenthaler wird vor Gericht gleich von zwei Verteidigern vertreten: Wolfgang Auer und Oliver Scherbaum. Auer: „Ich schäme mich als österreichischer Rechtsanwalt, ein derartiges Verfahren erleben zu dürfen oder zu müssen.“ Und: „Es geht nur darum: Den Angeklagten zu bestrafen, dass er das Ibiza-Video gemacht hat“, so Auer.
Vertagt. Der zweite Verteidiger meinte, dass die Vorwürfe gegen seinen Mandanten „konstruiert sind. Dagegen ist jede Netflix-Serie eine Sendung mit der Maus.“ Die Juristen glauben, dass die Hauptbelastungszeugen bestochen wurden, damit sie die Drogen-Vorwürfe gegen H. erheben. Der Prozess wurde auf 13. Oktober vertagt.Larissa Eckhardt