Die Hemmschwelle von Jugendlichen hierzulande sinkt. Zwar stagniert die Zahl der tätlichen Übergriffe. Aber deren Brutalität nimmt zu.
Jugend außer Rand und Band - die Gewalt unter Teenagern eskaliert zunehmend. Ein Prozess, der am Dienstag in Klagenfurt stattfindet, sorgt dabei für besonderes Aufsehen. Drei jugendliche Räuber, der Jüngste war bei der Tat erst 15 Jahre alt, schlugen ihr Opfer so lange, bis es tot zusammenbrach.
Ein 17-Jähriger soll am Montag einem Schüler in Neunkirchen mit dem Erstechen gedroht haben. Nach Angaben der NÖ Sicherheitsdirektion hatte der Arbeitslose dem 16-jährigen Opfer zuvor die Geldbörse entrissen. Mit der Drohung wollte der mutmaßliche Täter verhindern, angezeigt zu werden. Der 16-Jährige ließ sich durch die verbale Einschüchterung nicht aufhalten und meldete den Vorfall der Exekutive. Der 17-Jährige habe den Schüler zunächst während der Fahrt mit seinem Moped angehalten und ihm um Kleingeld für ein Telefongespräch gebeten. Nachdem der Niederösterreicher seine Geldbörse hervorgeholt hatte, wurde sie ihm unmittelbar danach entrissen. In der Folge erfolgte die Drohung des Arbeitslosen.
Gewaltpotenzial steigt
Ein Extremfall, doch fügt er sich in ein
Gesamtbild, das Experten zunehmend Sorge bereitet. „Nicht die Zahl der
Übergriffe nimmt zu, sondern die Übergriffe werden brutaler. Grenzen werden
schneller überschritten“, erklärt der Wiener Jugendpsychologe Ernst Berger.
Grundlos zuschlagen
Happy-Slapping, Mobbing und brutale
Raubüberfälle wegen einem Handy oder ein paar Euro - unter Teenagern nicht
selten. Erst im November vergangenen Jahres ist ein 15-jähriger Kärntner von
sechs Jugendlichen immer wieder brutal verprügelt worden. Die Szenen wurden
per Handy gefilmt und ins Internet gestellt.
Vor allem Schulen werden zunehmend zu Orten der Gewalt. Der aktuellste Fall: Ein bereits wegen Körperverletzung verurteilter Lienzer Schüler (16) wollte von seinem 15-jährigen Schulkollegen 200 Euro erpressen. Offenbar wollte der Gewalttäter damit die Anwaltskosten eines früheren Verfahrens begleichen.
In Wien setzten Schüler kurzerhand Kopfgeld auf einen unbeliebten Mitschüler (12) aus: Wer den Bub schlug, bekam ein paar Euro-Münzen zugesteckt.
Besorgniserregend
Für Gerald Hesztera vom Bundeskriminalamt sind
diese Fälle besorgniserregend. Dennoch: "Es werden mehr Fälle zur
Anzeige gebracht als früher. Die Gesellschaft scheint das Problem erkannt zu
haben.“