Sprengfalle für Ex-Frau

Bombenanschlag in Kärnten geklärt - Zwei Männer gestehen

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Ex-Mann des Opfers hatte mit Komplizen Sprengfalle gebaut.

Guttaring/Klagenfurt. Der Bombenanschlag in Kärnten von Dienstag, bei dem eine 27-jährige Frau lebensgefährlich verletzt worden ist, ist geklärt. Wie die Polizei am Donnerstag in einer Aussendung mitteilte, wurden sowohl der 28-jährige Ex-Mann des Opfers als auch sein 29-jähriger Komplize verhaftet. Die beiden sind geständig, die Sprengfalle vor der Haustür des Opfers platziert und gezündet zu haben.
 
Der Anschlag hatte sich Dienstagfrüh ereignet. Laut Polizei hatte der 29-Jährige die Bombe vor der Tür eines Mehrparteienhauses in Guttaring (Bezirk St. Veit an der Glan) abgelegt und bei der 27-Jährigen geläutet. Als diese die Tür öffnete, zündete der 28-Jährige den Sprengsatz. Daraufhin flüchteten beide, die Frau wurde mit schwersten Brandverletzungen ins Landeskrankenhaus Graz geflogen.
 

Täter führten im Wald Sprengübung durch

 
Die beiden Männer dürften die Tat schon länger geplant haben. Wie Ermittlungen der Polizei ergaben, hatten sie sich im Internet über den Bau von Sprengfallen informiert. Das Material zum Bau der Paketbombe bestellten sie im Internet, daraus bauten sie eine "Probe-Bombe". Diese zündeten sie bereits im Sommer 2019 in einem Wald.
 
Nach der Tat am Dienstag flüchteten die beiden zu Fuß zu einem vorher vereinbarten Treffpunkt - einem geparkten Auto - und fuhren in Richtung Klagenfurt. Der 28-jährige Ex-Mann des Opfers wurde noch am selben Vormittag, rund drei Stunden nach der Tat, von Beamten des Landeskriminalamtes Kärnten festgenommen. Am Donnerstag klickten auch für den 29-Jährigen die Handschellen. Beide Männer sind geständig, sie wurden in die Justizanstalt Klagenfurt eingeliefert.
 

Verdächtige sind Soldat und Ex-Soldat

 
Bei den beiden Männern, die für einen Bombenanschlag auf eine Kärntnerin vor zwei Tagen verantwortlich sind, handelt es sich um einen Soldaten und einen ehemaligen Soldaten. Das bestätigte Michael Bauer, Sprecher des Verteidigungsministeriums, am Donnerstag auf APA-Anfrage.
 
Der 29-jährige Zeitsoldat, der das Paket vor dem Haus des Opfers platzierte, wird nun des Dienstes enthoben, sagte Bauer. Für den Mann bedeutet das ein Betretungsverbot von Kasernen - angesichts seiner Festnahme wohl hinfällig - sowie eine Gehaltskürzung um ein Drittel. "Weitere Maßnahmen kann man jetzt noch nicht sagen." Ebenso offen ließ er, wie lange der 28-jährige Ex-Mann des Opfers schon nicht mehr beim Bundesheer ist und auf welche Einsätze die Männer dort spezialisiert waren.
 

Kärntnerin in Graz zum zweiten Mal operiert 

 
Die durch den Sprengstoffanschlag am Dienstag schwer verletzte Kärntnerin ist am Donnerstag am LKH-Uniklinikum Graz zum zweiten Mal operiert worden. 40 Prozent der Haut waren verbrannt, daher wurden auch Hauttransplantationen durchgeführt. Der Zustand der Frau sei stabil, erklärte Lars-Peter Kamolz, Leiter der Klinischen Abteilung für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie.
 
"Durch die Explosion der Paketbombe wurden rund 40 Prozent der Haut verbrannt. Die Patientin war lebensgefährlich verletzt - mit Verbrennungen zweiten und dritten Grades", schilderte Kamolz vor Medien am Donnerstag nach dem mehrstündigen Eingriff. Betroffen waren das Gesicht und die oberen Extremitäten aber auch Brust und Bauch der 27-Jährigen (richtig).
 
Am Donnerstag wurden die ersten Eigenhaut-Transplantationen an den oberen Extremitäten vorgenommen. Die Haut wurde von den Unterschenkeln genommen, wie Kamolz ausführte. Das Gesicht wurde mit Spezialverbänden, die das Infektionsrisiko minimieren sollen, versorgt. "Ich bin optimistisch, dass wir hier mit diesen Spezialverbänden das Auslangen finden werden", zeigte sich Kamolz optimistisch. Die Kärntnerin befindet sich in Tiefschlaf und sei vorerst außer Lebensgefahr: "Sie muss aber noch intensivmedizinisch betreut werden", sagte der Spezialist für Brandverletzungen und Plastische Chirurgie am Grazer Uniklinikum.
 
Bombenanschlag in Kärnten geklärt - Zwei Männer gestehen
© APA/ANNEMARIE HAPPE
 
In der nächsten Zeit seien Infektionen der großflächigen Wunden die größte Gefahr: "Wir können nicht Entwarnung geben, weil doch noch eine Infektion eintreten könnte", erklärte Kamolz. "Die Lebensgefahr ist erst gebannt, wenn die Haut komplett geschlossen ist", erläuterte der Mediziner. Bei optimalem weiteren Verlauf sei man "optimistisch, dass das Ganze ohne Langzeitfolgen ausgehen wird und die Patientin keine weiteren Einschränkungen haben wird".
 
Näheres werden die Grazer Mediziner am Montag oder Dienstag der kommenden Woche sagen können: Dann werden die Verbände gewechselt und es werde sich zeigen, "ob die Hauttransplantate gut angeheilt sind und ob weitere Operationen notwendig sind", sagte Kamolz.
 
Die dreifache Mutter hat bei der Explosion einer Paketbombe vor ihrer Haustür starke Verbrennungen erlitten. Sie schwebte zuerst in Lebensgefahr und wurde mit dem Rettungshubschrauber nach Graz ins Krankenhaus geflogen. Am Grazer Landeskrankenhaus wurde sie zunächst intensivmedizinisch betreut und dann erstmals operiert.
 
Das LKH-Uniklinikum in Graz beherbergt ein "Zentrum für Brandverletzte", an dem ein interdisziplinäres Team aus plastischen Chirurgen, Anästhesisten sowie Pflegepersonen, Physio- und Ergotherapeuten zusammenarbeitet. Für hochgradig verletzte Personen wie die Kärntnerin steht ein sogenanntes "Sandbett" zur Verfügung, das mit Mikroglaskugeln gefüllt ist. Diese werden durch einen starken Luftstrom verwirbelt und die Patienten somit "schwebend" gelagert.
 
 
 
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