Die Industriellen-Witwe hätte durch die Verlegung der Straße einen millionenschweren Coup gelandet.
„Am Wörthersee, wo alle Menschen Freunde sind ...“, sang dereinst Roy Black. Doch der Barde ist tot und mittlerweile passen andere Lieder besser zur Stimmung an der Goldküste Kärntens.
„Maschendrahtzaun“ zum Beispiel. Denn am Wörthersee ist ein Grundstücks-Krieg ausgebrochen. Mittendrin: der Geld-Adel der Republik. Hauptkontrahenten: die zwei reichsten Witwen Österreichs.
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Ingrid Flick: Die Milliardärswitwe wollte eine Revolution am Südufer des Wörthersees.
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Zwar wurden die Pläne für eine Privatstraße genehmigt....
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...doch damit waren einige Anrainer nicht einverstanden.
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Wegen massiven Proteste aus der Bevölkerung sei sie derzeit nicht bereit, das Projekt zu realisieren.
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"Ich gehe nun davon aus, dass die Projektrealisierung nicht stattfinden wird", so Flick.
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Hier eine Aufnahme von Flicks Grundstück aus der Vogelperspektive, auf der die Straße gut sichtbar ist.
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Allen voran protestieren die Anrainer und Milliardäre Ferdinand Piëch, Chef von VW,...
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...und Kaufhauserbin Heidi Horten.
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Sie fühlt sich anscheinend in ihrer Villa gestört.
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Die alte Straße dürfe also noch einige Zeit erhalten bleiben.
Vorgeschichte: Industriellenwitwe Ingrid Flick, auf 6,2 Milliarden Euro geschätzt, hatte seit 2006 Grund am Südufer des Sees zusammengekauft und für den insgesamt 1.000.656 m2 großen Besitz zwischen Maria Wörth und Dellach an die 6 Mio. Euro bezahlt.
Flicks Coup.
Der Haken: Die für die Immobilie wertmindernde Uferstraße. Die Lösung: Ingrid Flick kaufte kurzerhand die Straße (um den ihrer guten Beziehung zu Kärntens Landesregierung geschuldeten Schnäppchenpreis von 1,5 Mio. Euro) und wollte nun eine ins Landesinnere versetzte neue Straße samt Tunnel und Radweg um vier Millionen bauen. Eine gute Investition. Laut Experten wäre der Wert der Flick-Immobilie dann aufs Zehnfache gestiegen.
Doch Flick hat die Rechnung ohne ihre Nachbarn gemacht. Und das ist haarig, wenn sich unter denen ebenfalls eine Milliardärin befindet, auch wenn die nur halb so reich ist: Kaufhaus-Witwe Heidi Horten (2,9 Milliarden), wenige Kilometer weiter in Sekirn daheim, hat was gegen die Flick-Pläne. Ihr Schloss wird zwar von dem Umbau nicht berührt, doch offensichtlich gönnt sie ihrer Rivalin den Coup nicht.
Sie ist eine von über 1.590 „Mutbürgern“, die auf der Liste von Erika Hochegger unterschrieben hatte. Ausgerechnet eine Ex-Billa-Verkäuferin machte gegen die neue Straße der Milliardärin mobil (siehe Interview).
Mit dabei ein weiterer Super-Reicher: VW-Tycoon Ferdinand Piëch, der seine Villa in unmittelbarer Nähe des geplanten Tunnels hat. Er sei „eindeutig nachteilig betroffen“, teilte er den Wolfsburger Nachrichten mit.
Am Freitag dann kapitulierte Ingrid Flick und ließ in einem Brief an Landeshauptmann Gerhard Dörfler wissen, dass sie in ,Anbetracht der massiven Proteste derzeit nicht bereit sei, das Projekt zu realisieren.‘ Man wolle den Weg ,der Deeskalation‘ beschreiten. Ein frommer Wunsch, denn der Friede unter den Milliardären ist vermutlich für immer zerstört...
ÖSTERREICH: Frau Hochegger, warum haben Sie die Unterschriftenaktion gegen die Umfahrungsstraße von Ingrid Flick gestartet?
ERIKA HOCHEGGER: Durch dieses Projekt wäre die Natur vergewaltigt worden. Die Versetzung der Straße hätte ein Quellgebiet zerstört. Frau Flick wollte die Bürger vom See wegdrängen. Wir haben aber auch das Recht, neben dem See zu fahren und zu gehen. Die Verlegung der Straße war nur der Wunsch der Frau Flick.
ÖSTERREICH: Erkauft sich hier Ihrer Meinung nach eine reiche Frau Privilegien?
HOCHEGGER: Ja, freilich. Das ist ein Spiel mit Geld und Macht und nichts anderes. Ein normaler Bürger muss oft für Genehmigungen jahrelang die Behördenwege durchlaufen. Aber in diesem Fall ging alles ganz umkompliziert.
ÖSTERREICH: Aber dafür wollte Frau Flick einen Radweg spenden...
HOCHEGGER: Das wäre reine Augenauswischerei und absoluter Unsinn gewesen. Warum muss man für einen Radweg eine ganze Straße verlegen. Außerdem gibt es sonst keinen Radweg, was hätten wir mit drei Kilometern gemacht. Das Projekt entstand nur aus reiner Gier. Die Frau Flick wollte ihre Seegrundstücke zusammenlegen und so den Wert enorm steigern. Außerdem hätte sie nur 250 Euro pro Quadratmeter für die Straße gezahlt. Das scheint mir viel zu wenig zu sein.
ÖSTERREICH: Wie haben Sie Heidi Horten überzeugt, Ihre Unterschriftenaktion zu unterstützen?
HOCHEGGER: Ich habe mit Frau Horten nie persönlich gesprochen. Der Kontakt lief über eine Bekannte. Aber Frau Horten ist interessiert daran, dass die Natur nicht zerstört wird. Sie geht sehr gerne spazieren.
ÖSTERREICH: Freuen Sie sich, dass sie jetzt gesiegt haben?
HOCHEGGER: Ich habe erfahren, dass Frau Flick eingesehen hat, dass sie nicht gegen den Willen der Bevölkerung ein derartiges Projekt realisieren kann. Und Landeshauptmann Dörfler ebenfalls. Der vorläufige Sieg freut uns.