"Delikatesse"

Italiener jagen unsere Frösche

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Die Grasfrösche stehen in Österreich unter strengem Artenschutz.

Verstärkt fallen seit Wochen Frosch­jäger aus Italien in Kärnten ein: „Sie kommen sogar in Reisebussen“, klagt Bernhard Gutleb, Leiter der Naturschutzabteilung der Landesregierung, „und sammeln braune Grasfrösche in Kübeln entlang der sogenannten Amphibienzäune“ (siehe Interview). Diese Zäune wurden eigentlich zum Schutz der Frösche neben den Straßen eingerichtet: „Jetzt sind sie Anlaufstellen für Frosch-Klauber“, schäumt Gutleb.

Längst ist Froschjagd ein Massengeschäft: Bis zu einer Milliarde Tiere landet jährlich in Kochtöpfen. Weltweit größte Abnehmer sind Italien, Frankreich, Belgien, Portugal: Bis zu 250 Millionen Tonnen Froschschenkel werden pro Jahr von „Gourmets“ verzehrt: „Für zwei Froschschenkel erhalten die Jäger einen Euro“, rechnet der Naturschützer vor – „ein gutes Geschäft“.

Tierquälerei. Verwendet werden nur die Hinterbeine mit dem Ansatz der Wirbelsäule, der Rest der kleinen Tiere wird meist einfach entsorgt. Die Tötungsmethoden sind grausam. Den Tieren werden die Beine ausgerissen oder abgeschnitten – der Rest ist „zuckender Abfall“.

Hohe Strafen. Frösche stehen in Österreich unter strengem Artenschutz: „Sie zu sammeln oder zu töten ist verboten“, sagt Gutleb. 3.650 Euro Strafe drohen. Gefasst und verurteilt ist aber noch kein Froschjäger worden: „Unsere Mitarbeiter haben leider kein Anhalterecht“, beschreibt der Naturschützer die Problematik: „Wir können die italienischen Frosch-Klauber nur darauf aufmerksam machen, dass die Froschjagd bei uns verboten ist.“

ÖSTERREICH:
Ist Froschjagd ein Aprilscherz oder ein echtes Problem in Kärnten?
Bernhard Gutleb: Ich hab selbst italienische Froschjägergruppen beobachtet, die um sechs Uhr früh in Bussen angereist gekommen sind. Sie sammeln mit Kübeln entlang der Wanderwege der Frösche, bei den Amphibienzäunen, die eigentlich zum Schutz der Tiere errichtet worden sind. Die bevorzugten Jagdgebiete sind das Untere Gailtal und der Villacher Raum.

ÖSTERREICH: Warum gibt es das Problem gerade jetzt?
Gutleb: Derzeit ist Froschwanderzeit. Die Tiere suchen die Laichplätze. Besonders begehrt bei Gourmets ist der braune Grasfrosch, er hat schöne, große Schenkel, gilt als Saison-Delikatesse.

ÖSTERREICH: Was droht den Froschjägern?
Gutleb: 3.650 Euro Strafe drohen. Frösche stehen bei uns unter strengem Artenschutz.

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