Pilz-Lizenz

Schwammerl-Streit in Kärnten geht weiter

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Die Diskussionen um die Schwammerl-Gebühr in Kärnten reißen nicht ab, die Pilz-Lizenz erregt europaweit Aufsehen.

Die heftigen Diskussionen um die von fünf teils adeligen Waldbesitzern im Kärntner Lavanttal verfügte Einhebung einer Gebühr für das Pilze-Sammeln gehen weiter. Der Aktionist Reinhard Eberhart, Sprachrohr der Gegner dieser Maßnahme, machte am Freitag darauf aufmerksam, dass die Kärntner Pilzverordnung, laut welcher aus Naturschutzgründen Schwammerln und Pilze in der Zeit von 15. Juni bis 30. September in einer Gesamtmenge von höchstens zwei Kilogramm pro Person und Tag gesammelt werden dürfen, für die Waldbesitzer nicht gelte.

Eberhart weist in einem "Offenen Brief" nach Rücksprache mit Verwaltungsjuristen des Landes auf das Forstgesetz und das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch hin, welche besagten, dass die Waldbesitzer so viele Schwämme und Pilze ernten dürften, wie sie wollen. "Was sagt der Naturschutz zu dieser Ungleichheit? Ist das Schwammerl-Pflücken vom Waldbesitzer schonender als jenes vom einfachen Volk?", fragt der Aktionist.

Eberhart übt scharfe Kritik an Dominik von Habsburg-Lothringen
Weiters weist er darauf hin, dass sich professionelle Schwammerlsucher - vor allem aus dem Ausland - sicher nicht von den geforderten 45 Euro abschrecken lassen würden, da sie illegal ohnehin weit mehr als die erlaubten zwei Kilo sammelten. Hingegen treffe die Maßnahme der Waldbesitzer die einheimischen Familien sowie die Urlaubsgäste, "die vielleicht zwei bis drei Mal im Sommer gemeinsam zum Schwammerlklauben durch den Wald spazieren, und das natürlich nicht immer im selben Waldstück".

Eberhart: "Es ist beschämend, wie einige adelige Herren das Volk für dumm verkaufen wollen. Herr Dominik von Habsburg-Lothringen glaubt wohl, dass sein Onkel noch immer als Kaiser in der Wiener Hofburg residiert und er als Erzherzog schalten und walten kann, wie er will." Eberhart forderte daher die Waldbesitzer auf, ihren Schritt zu überdenken, der Bevölkerung gab er den Rat, "keine Schwammerl-Vignetten zu kaufen." Waldbesitzer-Sprecher Habsburg-Lothringen mitsamt Familie lud der Aktionist "sehr herzlich auf ein Schwammerlgulasch ein, damit Du Kärntner Gastfreundschaft kennen lernst."

Europaweit ein Thema in den Medien
Das Interesse in- und ausländischer Medien am "Kärntner Schwammerl-Krieg" ist jedenfalls ungebrochen groß. Bei Eberhart haben inzwischen drei TV-Stationen - ORF, ATV und ZDF - angefragt. "Mit Super RTL bin ich seit heute im Gespräch", sagte er am Freitag.
Vor allem in deutschen Medien ist der Schwammerl-Streit ein Thema. Die deutsche Abendzeitung etwa verortet in ihrer Online-Ausgabe einen "Klassenkampf in Kärntens Wäldern". Die Abendzeitung zieht auch einen direkten Vergleich zwischen Kärnten und Bayern, wo es trotz fehlender Auflagen noch immer genügend Pilze gibt.

Immer mehr Stimmen gegen Pilz-Vignette
Unterdessen nimmt die Zahl jener, die gegen die Schwammerl-Lizenz intervenieren zu. Proteste gibt es auch seitens der Politik. Sowohl die Klubchefs von BZÖ und SPÖ, Kurt Scheuch und Herwig Seiser, als auch der Grüne Landessprecher Rolf Holub sowie der Spittaler Nationalratsabgeordnete und Kärntner SPÖ-Spitzenkandidat Gerhard Köfer habe die Lavanttaler Waldbesitzer aufgefordert, ihre Maßnahme zurück zu nehmen.

Empört zeigt sich auch das Kuratorium Wald. Die Pilzgebühr mit Artenschutzmaßnahmen zu begründen sei einfach perfid, so Waldsprecher Dummer. Das Sammeln von Pilzen bis zur erlaubten Grenze von zwei Kilogramm würde den Artenreichtum der Pilze nicht beeinflussen.

Am Donnerstag meldeten sich auch die Naturfreunde zu Wort, die die Nationalratsklubs in dieser Sache einschalten wollen. Die Naturfreunde fordern, dass im Gesetz eine Klarstellung hinzugefügt wird, die das Einheben von Gebühren für das Schwammerlsuchen verbietet.

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