Im Fellner!-LIVE-Interview:

Kanzler Kurz beantwortet Ihre Lockdown-Fragen

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oe24-Chefredakteur Niki ­Fellner stellte dem Kanzler Ihre wichtigsten Fragen.

Wien. Auf oe24.TV beantwortet Bundeskanzler Sebastian Kurz erstmals die Fragen der ÖSTERREICH-Leser zur Lockdown-Verlängerung.

Gestern gab es „nur“ 1.161 Neuinfektionen. So wenige wie noch nie seit dem Lockdown-Start. Warum war der Lockdown trotzdem notwendig? (Ernst W., Leoben)

Sebastian Kurz: Das ist ja erfreulich, weil es zeigt, dass der Lockdown funktioniert. Aber zwei Dinge sind zu berücksichtigen. Wir müssen die Zahlen auf ein noch niedrigeres Niveau runterbringen, um öffnen zu können. Denn ab dem Öffnen steigen die Zahlen normalerweise wieder. Wir hatten diese Erlebnisse in anderen Ländern, wo es eine Öffnung gab und dann wieder ­geschlossen werden musste. Das wollen wir nicht. Zum Zweiten, was diese Zahlen noch nicht aussagen, ist, wie hoch der Anteil der Briten-Mutation ist. Dieses Briten-Virus ist wesentlich infektiöser und ­verbreitet sich wesentlich schneller.

›Wenn die Briten-Mutation so gefährlich ist, warum werden nicht die Flughäfen und die Grenzen komplett dichtgemacht? (Lisa P., Wien)

Kurz: Das haben wir natürlich versucht, mit Flugverboten, mit Reisebegrenzungen. Die Herausforderung ist, dass wir ein international vernetztes Land sind. Ein vollkommenes Abschotten Österreichs ist leider de facto fast nicht möglich, dadurch verbreitet sich dieses Virus auch von anderen Ländern in Europa weiter bis nach Österreich. Wir gehen davon aus, dass ein Großteil der Briten-­Mutation aus der Slowakei nach Österreich gekommen ist.

›Warum verspricht der Bildungsminister letzte Woche, dass die Schulen am 25. Jänner öffnen, wenn doch ohnehin klar schien, dass der Lockdown verlängert wird? (Maria K., Wels)

Kurz: Es hat ja niemand etwas versprochen, er hat immer gesagt, wenn der Lockdown verlängert wird, dann ist es so, falls nicht, dann würde die Schule unter diesen Bedingungen starten. Das ist die Aufgabe von Fachministern, dass sie Vorbereitungen treffen, dass wieder ein Start stattfinden kann, wenn er möglich ist. Das Schwierige für die Politik wie für alle anderen ist, dass die Situation alles andere als planbar ist. Das Virus ist unberechenbar.

›Können Sie garantieren, dass Schulen im 2. Semester bis Sommer geöffnet bleiben? (Ayca T., Wien)

Kurz: Ich kann garantieren, dass es einen Unterricht in den Schulen mit Distance ­Learning geben wird. Ich kann garantieren, dass es unser Ziel ist, dass die Schulen immer bei den ersten Öffnungsschritten gleich dabei sind. Was niemand vorher­sagen kann, ist, wie genau die nächsten Monate ablaufen werden. Was klar ist: dass sich mit der Impfung alles ändert. Und zwar zum Positiven.

›Warum sperren Skilifte auf und Schulen und Handel bleiben zu? (Emilia B., Neunkirchen)

Kurz: Sie wissen, dass ich da immer sehr skeptisch war. Aber man kann sich in der Politik nicht alles alleine aussuchen. Es war einigen Bundesländern sehr wichtig, dass das Eislaufen und das Skifahren eben möglich sein müssen. Mit der Argumentation, die ja durchaus nachvollziehbar ist, dass das eben Outdoor-Sport ist. Dass das Einzelsport ist. Und dass im Freien das Ansteckungsrisiko wesentlich geringer ist als indoor.

›Wann wird die ­Gastronomie wieder aufsperren? Können Sie da nicht endlich eine klare Ansage machen? (Alexander M., Krems)

Kurz: Was ich allen Wirten und Touristikern schweren Herzens sagen muss, ist, dass es sicherlich keine Möglichkeit zur Öffnung im Februar geben wird. Ich hoffe, dass es im März eine Möglichkeit zur Öffnung geben wird, aber das lässt sich nicht garantieren. Die Optimisten reden vom März, die Pessimisten von Ostern.

›Warum dauert das mit der Impfung in Österreich so lange? (Clara L., Villach)

Kurz: Alles, was wir erhalten an Impfstoff, wird verimpft. Wir hatten hier in Österreich zu Beginn des Jahres für einige Tage einen Impfstau. Ich habe dann alles getan, um hier auch noch mal gewisse Prozesse zu beschleunigen. Und jetzt werden täglich über 10.000 Personen geimpft. Wir werden gemeinsam einfordern, dass in der EMA jetzt eine rasche und unbürokratische Entscheidung über die Zulassung des Impfstoffs von AstraZeneca getroffen wird. Das würde den Impferfolg in Österreich enorm beschleunigen.

›Ich bin 68 Jahre alt und lebe – zum Glück – in keinen Pflegeheim. Wann werde ich denn frühestens mit der Impfung drankommen? (Stefanie Z., Baden)

Kurz: Wenn AstraZeneca eine Zulassung erhält, können wir jedem über 65-Jährigen bis einschließlich März eine Impfung anbieten. Das ist ein Riesenschritt, weil dann die Risikogruppen geimpft wären und wir könnten viel schneller zur Normalität zurückkehren. Anders formuliert, wenn AstraZeneca aber keine Zulassung ­erhält, dann werden wir wahrscheinlich erst im Mai jedem über 65-Jährigen eine Impfung anbieten können. Das ist dann leider um ganze zwei Monate später – das macht einen großen Unterschied aus.

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