Streit um Nikolo & Co.

Krampusse vor dem Aus?

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Das ­alpenländische Brauchtum gerät immer mehr in die Kritik.

Der Wirbel war groß, als in Ossiach (Ktn.) der traditionelle Krampuslauf abgesagt wurde. Grund: Im Ort war ein Erstaufnahmezentrum für Flüchtlinge eröffnet worden. In Hallein (Sbg.) können die Krampusse nicht laufen, weil alle Absperrgitter im Flüchtlings-Grenzeinsatz sind. In der Stadt Salzburg wurde der große Maxglaner Krampuslauf abgesagt, weil die Kosten für die Sicherheitsauflagen zu groß waren. Auch im Lavanttal (Ktn.) wurden drei Läufe abgesagt.

Krise in den Hochburgen
Es kriselt in den Krampus-Hochburgen in West- und Südösterreich. „Wir laufen auch nur, weil unsere Gemeinde uns keine Absperrgitter vorschreibt“, sagt ­Michael Friesacher von den Anifer Krampussen (siehe Interview). Wegen der Flüchtlinge wollen er und seine höllischen Freunde aber auf ihr Brauchtum nicht verzichten: „Wenn es ihnen nicht passt, brauchen sie einfach nicht hingehen.“

Dazu kommt: Immer mehr sind der Meinung, die grausigen Gestalten wären unzumutbar. Psychologin Andrea Hammerer gibt sogar Seminare für Erwachsene, die panische Angst vor Krampussen haben (siehe Interview).

Die Beschwerden gegen den Nikolaus häufen sich
Auch der Nikolaus hat’s ­immer schwerer: Besucht er Kindergärten und Schulen, gibt es immer wieder Beschwerden von Eltern, die mit dem katholischen Heiligen wenig anfangen können. Dennoch hält gerade das multikulturelle Wien am Nikolaus fest. „Dieses traditionelle Fest vermittelt gerade in der heutigen Zeit viele wichtige Botschaften – dazu zählen teilen, Freude bereiten und Anerkennung schenken“, sagt Bildungsstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ).

"Wir halten an unserem Brauchtum fest"

Michael Friesacher läuft als Krampus. Im ÖSTERREICH-Talk hält er an der Tradition fest.

ÖSTERREICH: Gibt es heuer weniger Krampusläufe?

Michael Friesacher: Es haben heuer einige abgesagt, aber nicht alle wegen der Flüchtlinge. Wir machen unseren Lauf, weil wir das Glück haben, dass uns die Gemeinde nicht vorschreibt, dass wir in ­Gittern laufen müssen.

ÖSTERREICH: Ist der Krampus Flüchtlingen zumutbar?

Friesacher: Wir verzichteten nicht auf unser Brauchtum. Wenn es ihnen nicht passt, brauchen sie einfach nicht zu den Läufen gehen.

ÖSTERREICH: Wie schaut’s mit den Kindern aus?

Friesacher: Wir versuchen die Familien anzusprechen. Für die Kinder haben wir eigene Lkw-Anhänger, wo sie von oben sicher zuschauen können.

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