Der österreichische Sport hat einen seiner Größten verloren. Formel-1-Legende Niki Lauda ist tot.
Wie die Familie in der Nacht auf Dienstag in einer E-Mail mitteilte, sei der 70-jährige dreifache Formel-1-Weltmeister und Flug-Unternehmer am Montag im Kreis seiner Familie verstorben. "In tiefer Trauer geben wir bekannt, dass unser geliebter Niki am Montag, den 20.05.2019, im Kreise seiner Familie friedlich entschlafen ist. Seine einzigartigen Erfolge als Sportler und Unternehmer sind und bleiben unvergesslich.
Sein unermüdlicher Tatendrang, seine Geradlinigkeit und sein Mut bleiben Vorbild und Maßstab für uns alle. Abseits der Öffentlichkeit war er ein liebevoller und fürsorgender Ehemann, Vater und Großvater. Er wird uns sehr fehlen", steht in der E-Mail, die mit Familie Lauda unterzeichnet ist.
Lungen-Transplantation
Offenbar wusste Lauda über die Schwere seiner aktuellen gesundheitlichen Probleme, als er im Juli 2018 wegen eines Virus bzw. einer vermeintlichen Sommergrippe seinen Ibiza-Urlaub abbrach und sich in ärztliche Behandlung begab. Deshalb musste er auch die Grand-Prix-Rennen in Deutschland und Ungarn auslassen. Als der prominente Patient schon auf dem Weg der Besserung schien, kamen lebensgefährliche Komplikationen mit der 42 Jahre davor verätzten Lunge hinzu, was letztlich eine Organ-Transplantation im Wiener AKH nötig machte. Nach einer intensiven Reha wurde er im Herbst entlassen, musste im Jänner 2019 wegen einer Influenza aber wieder ins Krankenhaus.
Das öffentliche Interesse an Lauda und damit auch seinen gesundheitlichen Problemen ist auch deshalb so groß, weil sich der Wiener mit seiner direkten Art und der Neigung, zu fast allem Stellung zu beziehen, selbst zu einer höchst öffentlichen Figur gemacht hat. Lauda ist eine Kultfigur, ein Phänomen. "Niki ist nach dem Weggang von Bernie Ecclestone die größte Persönlichkeit im Formel-1-Fahrerlager", sagte Mercedes-Teamchef Toto Wolff unlängst über seinen berühmten Landsmann.
Der Wunsch Laudas, wieder in die Formel-1 zurückzukehren, hat sich nicht mehr erfüllt.
Seit Anfang Mai in Klinik
Infolge einer Lungen-Transplantation Anfang August vergangenen Jahres in Wien, hielt sich Lauda zur Reha seit März planmäßig in der Klinik Cereneo bei Luzern auf. Weil eine seiner beiden Spendernieren offenbar Probleme bereitete, wurde er vor rund drei Wochen zur Dialyse in eine Schweizer Privatklinik verlegt. Seine Rückkehr an die Rennstrecke hatte Lauda immer wieder aufschieben müssen.
Privatklinik. Anfang Mai bestätigte auch Laudas Bruder Florian. Damals sagte er: "Niki macht Fortschritte, ist aber immer noch in der Schweiz." Wegen Nierenproblemen soll er von der Rehaklinik Cereneo in Vitznau in eine Privatklinik überstellt worden sein, damit er sich einer Dialyse, einer Blutreinigung, unterziehen konnte. Lauda hat zwei Spendernieren. Ehefrau Birgit war so oft wie möglich bei ihm. Woran er gestorben ist, ist aber noch unbekannt.
Lauda kämpfte bis zum Schluss
Im Sommer 2018 hatte sich Lauda am Wiener AKH einer Lungentransplantation unterziehen müssen und schon bald wieder geplant, in den Formel-1-Zirkus zurückzukehren. Er ist seit September 2012 Aufsichtsratsvorsitzender des Mercedes-Teams.
Kenntnis über den Tod hatte auch bereits Walter Klepetko, Operateur bei Laudas Lungentransplantation Anfang August 2018 im Wiener AKH. "Niki Lauda ist gestorben. Ich muss das bestätigen", sagte er Dienstagfrüh der APA.
Auf der ganzen Welt berühmt
Bekannt und auf der ganzen Welt berühmt geworden ist der dreifache Formel-1-Weltmeister und Flug-Unternehmer Andreas Nikolaus Lauda als "Niki" Lauda. Geprägt hat ihn auch sein rotes "Kapperl", das ihn zum Phänomen und bekanntesten lebenden Österreicher neben Arnold Schwarzenegger gemacht hat.
Geboren wurde Lauda am 22. Februar 1949 in Wien als Sohn einer Industriellenfamilie. Dass er sich wegen seiner Motorsport-Leidenschaft mit einem Teil der wohlhabenden Familie überwarf, konnte die letztlich größte österreichische Autorennfahrer-Laufbahn nicht verhindern. Lauda finanzierte sich über Bankkredite selbst und legte eine von Rundstreckenrennen über die Formel 3 und Formel 2 bis in die Formel 1 führende Karriere hin.
In der "Königsklasse" debütierte Lauda im August 1971 als 21-Jähriger in einem March auf dem Österreichring. Es war dennoch der Beginn einer weltweit einzigartigen Karriere mit dramatischem Feuer-Unfall 1976 sowie den drei Weltmeistertiteln 1975, 1977 und 1984. Eine Motorsport-Karriere, der Lauda nach seinem endgültigen Rücktritt 1985 eine turbulente, wirtschaftliche Laufbahn als Flugunternehmer folgen ließ.
Dramatische Ereignisse in Laudas Leben
Es sind neben den 25 Grand-Prix-Siegen in der Formel 1 sowie den unternehmerischen Erfolgen aber vor allem auch die dramatischen Ereignisse, die Lauda zu einer Ausnahme-Erscheinung gemacht haben. Etwa der schwere Feuerunfall am 1. August 1976 auf dem Nürburgring, nach dem der regierende Weltmeister aus Österreich bereits die Letzte Ölung erhalten hatte und dennoch 42 Tage später in Monza schon wieder am Start war. Um die Unfallnarben am Kopf zu verdecken, begann er, eine rote Kappe aufzusetzen.
Es war die Kämpfernatur und Stehaufmännchen-Mentalität, die Lauda immer wieder in den Sattel gehoben hat. Und wenn er abstieg, dann aus eigenem Gutdünken. Wie etwa 1976, als er am Ende eines hochdramatischen Jahres mit zunächst privatem Traktor- und dann dem Feuer-Unfall den möglichen WM-Titel kampflos aufgab, weil es ihm im abschließenden Regenrennen von Fuji zu gefährlich war. James Hunt wurde mit einem Punkt Vorsprung Weltmeister. Die damalige Rivalität zwischen Lauda und dem Briten wurde im 2013 uraufgeführten Spielfilm "Rush" dramatisiert nacherzählt.
1977 wurde Lauda zum zweiten Mal auf Ferrari Champion, weshalb man ihn in Italien bis heute verehrt. In diesem Jahr startete er auch seinen ersten Versuch als Airliner. Erst mit zwei Chartermaschinen, dann ab 1979 mit der Lauda Air, mit der er dem damaligen staatlichen Monopolisten AUA Konkurrenz machen wollte. Deshalb beendete er nach diesem Jahr auch erstmals seine Formel-1-Karriere während des Trainings in Kanada mit dem berühmten Satz, er wolle "nicht mehr im Kreis fahren".
Lauda baute eigene Fluggesellschaft auf
Stattdessen widmete sich Lauda dem Aufbau der eigenen Fluggesellschaft. 1982 kehrte er aus Promotion-Gründen aber in den Motorsport zurück. 1984 holte der nunmehrige McLaren-Fahrer mit nur einem halben Punkt Vorsprung seinen dritten WM-Titel, ein Jahr später war es dann aber endgültig vorbei mit der Königsklasse. Denn nach den anfänglichen Problemen mit den Behörden hatte er schon Ende dieses Jahres doch noch eine erweiterte Konzession erhalten und startete noch einmal mit der Lauda Air durch. 1990 ging diese an die Börse.
Wie im Sport hatte Lauda auch in der Fliegerei dunkelste Momente zu überstehen. Den bittersten am 26. Mai 1991, als eine Boeing 767 seiner Luftlinie nach dem Start in Bangkok abstürzte und 223 Menschen in den Tod riss. Ende 2000 zog sich Lauda, der nebenher weiter in der Formel 1 tätig war - als Ferrari-Berater (1993 bis 1995) fädelte er dort etwa das Engagement von Michael Schumacher ein - aus der Geschäftsleitung der Lauda Air zurück. Die Airline wurde 2001 von der AUA zur Gänze geschluckt. Da war Lauda schon Rennleiter und später ein etwas glückloser Teamchef bei Jaguar in der F1.
Deshalb pendelte der rastlose Unternehmer bald auch wieder zur Fliegerei. 2003 übernahm Lauda die Mehrheit an der Aero Lloyd Austria und gründete eine neue Luftlinie, die 2004 Niki bzw. flyniki genannt wurde. In diesem Jahr war der umtriebige Lauda kurz auch ÖBB-Aufsichtsrat. 2011 verkaufte er seine Airline zur Gänze Air Berlin. 2012 wurde Lauda 10-prozentiger Anteilhaber und Aufsichtsratsvorsitzender beim Mercedes-Formel-1-Team.
Ehemalige Flugbegleiterin geheiratet
Lauda hatte inzwischen (2008) Birgit Wetzinger, eine ehemalige Flugbegleiterin, geheiratet. Der Ehe entstammen die 2009 geborenen Zwillinge Max und Mia. Laudas Söhne aus erster Ehe mit Marlene Knaus, Lukas und Mathias, sind ebenfalls im Motorsport bzw. Management aktiv. Zu einem weiteren - unehelichen - Sohn hat Lauda laut eigenen Angaben wenig Kontakt.
Birgit spendete Lauda 2005 und damit noch vor der Hochzeit eine weitere Niere. Die erste hatte er - als eine Folge des seinerzeitigen Feuer-Unfalls und der Medikamenten-Notwendigkeit - schon 1997 von Bruder Florian transplantiert bekommen.
Weil 2017 die Air Berlin selbst in die Insolvenz gerutscht war, eröffneten sich Lauda geschäftlich neue Chance: Obwohl Niki, Filetstück in der Insolvenzmasse, schon fix der Lufthansa versprochen schien, entschied sich der österreichische Gläubigerausschuss im Jänner 2018 überraschend, Laudas Firma Laudamotion den Zuschlag für Niki zu erteilen. Zwei Monate später stieg Ryanair bei Laudamotion ein. Ende 2018 übernahmen die Iren Laudamotion zur Gänze. Der Österreicher blieb aber Chairman.