Der 21-jähriger Lehrling übersetzte mit seinem rotem BMW M3 mehrere Kreuzungen bei Rotlicht und raste mit 230 km/h durch Wien. "San Sie no ganz normal?", fragte der Richter, beließ es aber bei einer bedingten Haftstrafe.
Wien. Nach einer wilden Verfolgungsjagd, die er sich im Februar mit der Polizei geliefert und bei der er seinen 432 PS starken BMW M3 im Stadtgebiet streckenweise auf bis zu 230 km/h beschleunigt hatte, ist am Dienstag ein 21-Jähriger am Landesgericht zur Verantwortung gezogen worden: Wegen Gefährdung der körperlichen Sicherheit, schwerer Nötigung und versuchter schwerer Körperverletzung erhielt er bei einem Strafrahmen von bis zu fünf Jahren eine 20-monatige Freiheitsstrafe. Die bekam der bisher Unbescholtene angesichts eines reumütigen Geständnisses und da es zu keinem Unfall mit schweren Folgen gekommen war, unter Setzung einer dreijährigen Probezeit bedingt nachgesehen. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.
Mit so einem schnittigen BMW war der Angeklagte unterwegs - der M3 wurde beschlagnahmt.
Der angehende Elektrotechniker, der im zweiten Lehrjahr 2.500 Euro netto ins Verdienen bringt, hatte mit seinem aufgemotzten BMW zwei Freunde abgeholt, mit denen er etwas trinken gehen wollte. Er hatte seinen geliebten Straßen-Boliden - wie Verteidiger Peter Philipp ausführte, erblickte der Angeklagte in der Karosse "sein Heiligtum" - erst am Tag davor nach einer Winterpause wieder angemeldet. Weil er zu schnell fuhr und das Fahrzeug verdächtige Auspuffgeräusche von sich gab, wurde auf der A23 eine Zivilstreife auf den roten M3 aufmerksam. Die Besatzung versuchte den Lenker mittels Blaulicht und Haltesignal zum Stoppen zu bringen. Statt wie ihm bedeutet anzuhalten, drückte der Lenker aufs Gaspedal und lieferte sich mit der Polizei eine elfminütige Verfolgungsjagd.
Mitfahrer fürchteten um ihr Leben
Zunächst bog er auf die A22 ab, beschleunigte auf der Raffineriestraße auf bis zu 230 km/h - dort sind maximal 50 km/h erlaubt -, drehte am Biberhaufenweg um und fuhr retour. In Stadlau fuhr der Raser zunächst durch ein Wohngebiet mit einer 30 km/h-Beschränkung, ehe er wieder auf die Autobahn aufsetzte. Die Zivilstreife kam ihm mit einem 295 PS starken Audi A4 kaum nach, schaffte es am Ende aber, den BMW bewusst zu rammen und somit zu stoppen. Der 21-Jährige und seine beiden Freunde, die im Fahrzeug um ihr Leben gefürchtet hatten, blieben bei dem Crash ebenso unverletzt wie die beiden Polizisten. Der Raser ließ sich widerstandslos festnehmen.
Der Angeklagte war im Tatzeitpunkt weder alkoholisiert noch stand er unter Einfluss sonstiger bewusstseinsverändernder Substanzen. "Sein Motiv war eigentlich lächerlich", bemerkte Verteidiger Peter Philipp. Der junge Autonarr hatte demnach den BMW umgebaut und sich die Änderungen nicht genehmigen lassen. Modifikationen hatte er an der Motorhaube, am Fahrgestell, an den Felgen, am Frontspoiler und am Heckdiffusor vorgenommen. "Er hat Angst gehabt, die Polizei kommt drauf und nimmt ihm das Auto weg", erläuterte der Verteidiger.
BMW soll nun versteigert werden
Das infolge der Kollision beschädigte Auto wurde dann tatsächlich beschlagnahmt, was seit 1. März 2024 in Fällen von extremer und rücksichtsloser Raserei zulässig ist. Es soll nun versteigert werden. Zusätzlich wurde dem 21-Jährigen der Führerschein für die Dauer von 18 Monaten abgenommen. Übrigens: Um seinen geliebten Bayern zurückzubekommen, hat sich der Angeklagte einen zweiten Anwalt genommen, der sich nur darum kümmert dass es zu keiner Versteigerung kommen soll.