"ZuZugLeben"

6.000 Stück: ÖBB plant Wohnungen für Schichtarbeiter

Die über 100 Jahre alten "Eisenbahnerhöfe" in St. Pölten werden saniert und Wohnungen auf die Bedürfnisse von Schichtarbeitenden ausgerichtet. Das Projekt "ZuZugLeben" soll als Modell für weitere Anlagen dienen, hieß es bei einem Medientermin am Freitagnachmittag. 

Die Betriebswohnungen seien ein "unglaubliches Asset", um Mitarbeiter zu rekrutieren, sagte Silvia Angelo, Vorständin der ÖBB-Infrastruktur AG.

Die ÖBB sind nach eigenen Angaben das erste Unternehmen in Österreich, das Wohnraum gezielt für Schichtarbeitende plant und umsetzt. 4.000 Wohnungen werden saniert, 1.000 wurden bereits erneuert, sagte Angelo bei dem Medientermin im Rahmen eines Straßenfestes. Insgesamt umfasst das Wohnprogramm rund 500 Gebäude mit um die 6.000 Einheiten im Eigentum der ÖBB-Infrastruktur AG.

56 Prozent des ÖBB-Personals im Schichtdienst

Rund 56 Prozent des ÖBB-Personals arbeiten im Schicht- oder Wechseldienst. Für diese Beschäftigten sei die Wohnung laut Studien ein zentraler Rückzugs- und Erholungsort, hieß es. Im Zentrum stehen dabei effektive Beschattung und Kühlung der Wohn- und Schlafräume, Verdunkelungssysteme für optimale Schlafbedingungen bei Tag, Schallschutz gegen Alltagsgeräusche und begrünte Freiflächen.

Die "Eisenbahnerhöfe" zwischen der Mariazeller Straße (B20) und dem Alpenbahnhof umfassen rund 550 Wohnungen in 45 Stiegen. 2021 wurde das erste Haus saniert, bis Anfang 2024 waren es zwei weitere. Bis Ende 2026 sollen knapp 120 vorher leer stehende Wohnungen mit neuen Balkonen, Fenstern sowie modernen Küchen ausgestattet und umgebaut werden. Auch die Außenbereiche werden umgestaltet. Weitere Sanierungsmaßnahmen sind nach ÖBB-Angaben in Planung.

Konjunkturimpulse und leistbarer Wohnraum

Die Betriebswohnungen bedeuten laut Vizekanzler Andreas Babler (SPÖ) nicht nur Impulse für die Baukonjunktur, sondern schaffen auch leistbaren Wohnraum. Sein Parteikollege Bürgermeister Matthias Stadler sah ein "wegweisendes Projekt, das zeigt, wie historisch gewachsene Strukturen in eine nachhaltige Zukunft geführt werden können".

Leistbares Wohnen sei nicht nur ein Asset als Arbeitgeber, sondern auch eine Maßnahme, der Teuerung entgegenzuwirken, sagte ÖBB-Konzernbetriebsratsvorsitzender Roman Hebenstreit, Vorsitzender der Verkehrs- und Dienstleistungsgewerkschaft vida.

"ZuZugLeben" wird vom Klima- und Energiefonds gefördert und im Rahmen des Programms "Smart Cities 2021" umgesetzt. In einem Hof wurden statistische Analysen, qualitative Interviews und partizipative Planungsprozesse durchgeführt.

Die Erkenntnisse werden bei der Gestaltung neuer Wohnmodelle für ÖBB-Beschäftigte berücksichtigt. "Mit 'ZuZugLeben' wird Klimawandelanpassung vom abstrakten Ziel zur gelebten Praxis", sagte Bernd Vogl, Geschäftsführer des Klima- und Energiefonds.

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