Mehr als 74.000 Arbeitnehmer haben im ersten Halbjahr 2025 die Hilfe der Arbeiterkammer Niederösterreich wegen Problemen am Arbeitsplatz gesucht. "Für die Betroffenen haben wir 68,8 Millionen Euro erreicht“, zieht AK-NÖ--Präsident Markus Wieser Bilanz.
Wenn das Gehalt ausbleibt, der Chef mauert und die Hoffnung schwindet, suchen viele Hilfe bei der Arbeiterkammer (AK). In Niederösterreich haben im ersten Halbjahr über 74.000 Arbeitnehmer diesen Weg gewählt, weil ihnen am Arbeitsplatz Unrecht geschah. Und sie wurden gehört. Mit 68,8 Millionen Euro erstritt die AK NÖ, was Arbeitgeber ihren Beschäftigten verweigert hatten.
Besonders im Handel kämpfen Teilzeitbeschäftigte mit systematischer Benachteiligung. "Gerade im Handel kommt es regelmäßig vor, dass Teilzeitbeschäftigte deutlich mehr arbeiten, als ihre vertragliche Arbeitszeit ausmacht", so Vera Kmenta-Spalofsky von der AK NÖ. Diese Praxis ist kein Ausnahmefall, sondern bittere Realität für viele.
Statt gerechter Entlohnung droht finanzielle Schlechterstellung. Der gesetzlich vorgesehene Zuschlag von 25 Prozent fällt nur an, wenn die Mehrarbeit tatsächlich ausbezahlt wird. Wird stattdessen Zeitausgleich angeordnet, gibt es keinen Cent extra. "Teilzeitbeschäftigte haben von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen keinen Anspruch auf Überstundenzuschläge", erklärt AK-Präsident Markus Wieser.
Vollzeit bleibt vielen verwehrt
Hinzu kommt, dass viele Arbeitgeber ihre Pflicht ignorieren, Teilzeitkräften bei freiwerdenden Vollzeitstellen den Vortritt zu lassen. "Bei unseren Beratungen sehen wir, dass das vielfach nicht eingehalten wird", sagt Wieser. Der Frust der Betroffenen wächst. Und mit ihm die Bedeutung der Arbeiterkammer als juristisches Schutzschild. In fast 6.400 Fällen musste die AK NÖ im ersten Halbjahr aktiv intervenieren oder vor Gericht ziehen. Es ging um ausstehende Löhne, verweigerte Urlaubs- und Kündigungsentschädigungen sowie Abfertigungen, die Arbeitnehmern zustanden, aber nicht ausbezahlt wurden.
"Ohne unsere Beratung und Rechtsvertretung wären die meisten Betroffenen nicht zu ihrem Geld gekommen", fasst Wieser zusammen. Für alle, die sonst keine Stimme haben, wurde die AK zur kämpferischen Kraft. Und das mit messbarem Erfolg.