Manfred Steiner (22) wurde vor einer Disco fast totgeschlagen. Nach fünf Monaten im Spital durfte er am Wochenende erstmals heim.
Vor 150 Tagen haben fünf Jugendliche das Leben von Manfred Steiner zerstört. Aus nichtigem Anlass prügelte die Gang am 3. November 2007 vor einer Disco derart brutal auf den 22-jährigen Feuerwehrmann ein, dass er seither gelähmt ist und seine Sprache verloren hat.
Im Körper gefangen
Die Gewalttäter wurden Mittwoch zu
„batzweichen“ Haftstrafen zwischen zwei und zweieinhalb Jahren verurteilt.
Ihr Opfer wird vermutlich ein Leben lang im eigenen Körper gefangen sein.
Manfred Steiner leidet unter dem Locked-In-Syndrom, was bedeutet: Bei
erhaltenem Bewusstsein ist er unfähig, sich zu bewegen. Er kann hören, aber
nicht sprechen. Seine einzige Kommunikationsmöglichkeit ist, mit den
Augenlidern zu blinzeln.
Wunsch erfüllt
Durch Augenbewegungen teilte Manfred seiner
Mama Maria seinen größten Wunsch mit: nach fünf Monaten im Spital wieder
einmal daheim in Engelhartstetten zu sein. Dieses Wochenende haben es die
Ärzte erlaubt, allerdings stürzte der Transport des Patienten die Mutter in
einen Papierkrieg: „Man muss einen Berg von Anträgen stellen und zahllose
Formulare ausfüllen.“
Stärker als das Schicksal
Der Samariterbund Purkersdorf half
aus und ÖSTERREICH übernahm die Kosten. Und so strahlte der schwer verletzte
Niederösterreicher am Freitag erstmals nach langer Verzweiflung wieder
glücklich. Als ihn die beiden Sanitäter ins Elternhaus trugen, lachte
Manfred und genoss die Rückkehr in die gewohnte Umgebung. Seine Geschwister
begrüßten ihn mit denselben Späßen wie immer. Vater Matthias vermittelte den
stillen Stolz eines Mannes, der weiß, dass sein Sohn stärker als das
Schicksal ist. Und auch die Mama strahlte trotz drückender Sorgen. Wie
ihr versehrter Sohn wird auch sie nie mehr einer Arbeit nachgehen können.
Sie muss Manfred pflegen, ihn im Bett alle vier Stunden umdrehen, damit er
nicht wundliegt. Und sie muss mehrmals täglich seine Magensonde reinigen.
Geldprobleme
Wie die Familie finanziell durchkommen soll, ist
fraglich. Zwar wurden die Täter lebenslang zum Ersatz der Pflegekosten
verurteilt. Nur: Um exekutierbar zu sein, müssen sie ein Einkommen haben.
Aber das ist kein Thema am ersten Wochenende daheim. Da dreht sich alles um Manfred. Vater Matthias führt gar einen eigenen Terminkalender, weil so viele Freunde vorbeikommen wollen, um ihrem Kumpel „Hallo“ zu sagen. Einem Burschen, dem sie höchsten Respekt zollen, weil er ein Kämpfer ist. Obwohl die Ärzte Manfred Steiner wenig Hoffnung auf Besserung machen, macht er kleine Fortschritte. Seit einigen Tagen kann er die linke Hand zu einer Faust formen – und so verabschiedet er sich auch. Es wirkt, als wolle er dem Leben die Hand reichen.