Kostenfaktor

Dünnes finanzielles Eis gefährdet Eislaufplätze

In wenigen Wochen beginnt die Saison auf den 31 Kunsteisbahnen in Niederösterreich. Über deren Betrieb hängt aber ein wirtschaftliches Damoklesschwert: Die Energiekosten sind hoch und die Anlagen sind durch die Bank hochgradig sanierungsbedürftig. 

Das ist die Hiobsbotschaft: Immer mehr Kunsteisbahnen-Betreiber sind gezwungen, aufzugeben. Vor zwei Jahren wurde die Bahn in Bad Vöslau (Bezirk Baden) zugesperrt, derzeit laufen die Vorbereitungen für die letzte Saison in Mödling, die Anfang Dezember beginnt.

Im Frühjahr ist dann endgültig Schluss, bestätigt Mehmed Alajbeg, Geschäftsführer des Mödlinger Stadtbades und der dazugehörigen Kunsteisbahn: "Die Winter werden wärmer und an einem warmen Tag müssen die Kompressoren hochfahren. Die verbrauchen an zwei Tagen so viel Energie wie ein Einfamilienhaus im ganzen Jahr.“ Und das kostet massig Geld, was sich eine Gemeinde in finanziell schwierigen Zeiten zwei Mal überlegen muss.

Kosten von bald einer halben Million pro Anlage

Kein Einzelfall, wie eine Studie im Auftrag der Sportabteilung des Landes Niederösterreich zeigt. Mehr als ein knappes Jahr wurde der Bedarf der 31 Kunsteisbahnen im Land erhoben, auch aufgrund von Gesprächen mit den Eissportverbänden, die immer wieder von den Problemen der Anlagen betroffen sind – darunter auch der Traditions-Eishockeyclub UEC Mödling, der eine neue Spielstätte suchen muss. 

Dünnes finanzielles Eis gefährdet Eislaufplätze
© APA/EPA/JOHN G. MABANGLO

Das bezeichnende Ergebnis: Die 23 Freiplätze weisen im Durchschnitt pro Anlage einen Sanierungsbedarf von 410.000 Euro auf, die fünf überdachten Freiplätze benötigen je 660.000 Euro und die drei Eishallen in St. Pölten, Bruck an der Leitha und Amstetten im Schnitt 110.000 Euro. Rechnet man den Bedarf an Investitionen in Niederösterreichs Kunsteisbahnen hoch, so kommt man auf einen Durchschnitt pro Anlage von 420.000 Euro. Der für den Sport zuständige Landeshauptfrau-Stellvertreter Udo Landbauer (FPÖ) spricht von jahrzehntelangen Versäumnissen: "Tatsache ist, dass in den vergangenen Jahrzehnten viel zu wenig gemacht wurde, dass wir zu wenig Eissportinfrastruktur haben und diese Infrastruktur erheblichen Sanierungsbedarf aufweist.“ 

Die Wirtschaft einbeziehen

Landbauer erklärt: "Die meisten Kunsteisbahnen werden von Gemeinden betrieben und in budgetär schwierigen Zeiten braucht es echte Kraftanstrengungen. Da werden wir als Land soweit helfen, wie wir können, um dieses Angebot aufrecht erhalten zu können. Aber da sollten auch andere Überlegungen angestellt werden, etwa wie die Wirtschaft miteinbezogen werden kann.“ Ein Beispiel dafür könnte Wiener Neustadt sein, wo beschlossen wurde, den ebenfalls in die Jahre gekommenen Eislaufplatz nach der übernächsten Saison 2026/2027 aufzulassen und bis dahin einen neuen zu bauen. Dafür werden jetzt Modelle mit Investoren und Sponsoren erstellt, die mithelfen sollen, die neue Anlage zu finanzieren. Die über die Studie errechneten Kosten für eine überdachte Anlage gehen von der billigsten Variante ab zwei Millionen Euro bis zur Eishalle für Profisport mit bis zu 20 Millionen. 

Ende für internationale Eishockey-Akademie

Im Bereich Eishockey ist auch eine weitreichende Entscheidung in St. Pölten gefallen. Das Land Niederösterreich und die Bildungsdirektion des Landes verlängerten ihre Kooperation mit der internationalen Okanagan-Eishockey-Akademie nicht. Das bedeutet, dass die Akademie mit dem angeschlossenen Schulsportmodell im Sommer nach 18 Jahren auslaufen wird. Die bislang großteils internationalen Teilnehmer der Akademie fallen dann also weg.

Dünnes finanzielles Eis gefährdet Eislaufplätze
© FPNÖ

Gespräche zwischen dem Land und der Stadt St. Pölten ergaben nun eine Neuaufstellung, wie Landbauer und St. Pöltens Bürgermeister Matthias Stadler (SPÖ) betonen. Die Strukturen werden aufrechterhalten, zusammen mit dem Landes-Eishockeyverband sollen es künftig aber Nachwuchstalente aus Niederösterreich sein, die im St. Pöltner Sportzentrum mehr Eiszeiten bekommen. Und generell sollen auch andere Sportarten mehr Raum bekommen. 

"Durch die Neuausrichtung des Eissports im Sport-Leistungs-Zentrum wird die Möglichkeit geschaffen, eine Gleichstellung des Eishockeysports mit anderen Sportarten im NÖ SLZ sicherzustellen. So haben wir künftig noch mehr Möglichkeiten, unsere niederösterreichischen Nachwuchshoffnungen und Talente zu fördern“, begrüßt LH-Stellvertreter Sportlandesrat Udo Landbauer (FPÖ) die Neuausrichtung des NÖ Sport-Leistungs-Zentrums (SLZ) in Sankt Pölten. "Gemeinsam schaffen wir es im Sportland zur Fittest City of Austria“, hält Bürgermeister Matthias Stadler (SPÖ) fest. "Und regionale Vereine werden künftig mehr Gestaltungsmöglichkeiten haben“, freuen sich gemeinsam Matthias Stadler und Udo Landbauer.

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