In der Wiener Lobau gehen die Probebohrungen für die Wiener Nordost-Umfahrung (S1) planmäßig voran.
Acht der 18 im Nationalpark geplanten Bohrlöcher seien bereits fertig, erklärte Christian Honeger von der Autobahngesellschaft Asfinag. Seit dem Abzug der Umweltschützer im Dezember wird großteils ungestört gearbeitet. Ende Februar findet erstmals ein Runder Tisch mit den Öko-Aktivisten statt.
Ergebnisse bleiben geheim
"Wir sind mit dem Fortschritt sehr zufrieden", so Honeger. Ergebnisse der Arbeiten, mit denen der Untergrund bis in eine Tiefe von 70 Metern erkundet wird, wollte er keine verraten. Erst im April, wenn alles abgeschlossen sei, werde man diese präsentieren. Es wird mit keinen größeren Überraschungen in den Sand- und Tonschichten unter der Au gerechnet - und damit auch nicht mit übergroßen Hindernissen für die Realisierung der Schnellstraße.
Aktivisten stoppten Bau kurzfristig
Eigentlich hätte die Asfinag bereits seit 1. November in der Au bohren dürfen. Ein Umweltschützer-Camp und die Besetzung der Bohrgeräte ab Ende November verhinderten dies. Erst am 18. Dezember war es damit vorbei: Die Ökoaktivisten zogen sich zurück, nachdem ihnen ein Runder Tisch zu Verkehrs- und Umweltfragen sowie der Verzicht auf Schadenersatzklagen versprochen worden war. Wenige Tage danach gab es noch einmal eine Besetzungsaktion, die nach wenigen Stunden friedlich beendet wurde.
Global 2000 sieht Verstöße gegen Auflagen
Bei der Umweltorganisation Global 2000 gibt man sich mit dem Stand der Dinge weniger zufrieden. Die Asfinag habe von Anfang an - etwa beim Typ der Bohrfahrzeuge - gegen Magistratsauflagen verstoßen, meinte Verkehrsreferent Heinz Högelsberger. Auch die Arbeitszeiten und die erlaubten Anfahrtsrouten seien teilweise nicht eingehalten worden.
Laut Global 2000 gibt es zumindest aber einen ersten Termin für den Runden Tisch mit Länder- und Bundesvertretern. Das Treffen findet am 27. Februar statt, und zwar unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Man wolle dort eine grundsätzliche Änderung der Verkehrspolitik einläuten, so Högelsberger: "Mit einer oder zwei Buslinien ins Marchfeld geben wir uns nicht zufrieden."
Vierspurige Autobahn soll Marchfeld durchpflügen
Die Nordost-Umfahrung ist Teil der Wiener Außenringschnellstraße S1 und damit des "Regionenrings" um die Bundeshauptstadt. In Zukunft soll sie als vierspurige Strecke mit 19 Kilometern Länge Schwechat und Süßenbrunn verbinden. Ungefähr 8,5 Kilometer sind als Tunnel unter der Donau und der Lobau vorgesehen. Für das Projekt sind rund 1,6 Mrd. Euro budgetiert. Auf die Probebohrungen entfallen rund eine Mio. Euro. Den Baustart peilt die Autobahngesellschaft Asfinag für 2009 an, die Fertigstellung für 2015.