Nachwehen der EURO im Häfn Stein: Häftlinge, die aus Wien übernommen wurden, bleiben. Was die Sanierung des Hauses unmöglich macht.
Im Juli noch verkündete Justizministerin Maria Berger, dass in Österreichs Gefängnissen um 900 Häftlinge weniger einsitzen als im Vorjahr. Und dass die Auslastung der Strafanstalten von 110 Prozent auf rund 90 Prozent gesunken sei. Doch in Österreichs größtem Häfn, in Stein an der Donau, zeigt sich ein deutlich anderes Bild: Denn mit derzeit 804 Insassen (maximal 805 Haftplätze) platzt der Knast aus allen Nähten.
Verlegt
Schuld daran ist die EURO: Denn um in den Wiener Kittchen
während der Fußball-EM im Juni für den Ernstfall Platz zu schaffen, mussten
einige Häftlinge nach Niederösterreich verlegt werden. Nur: Die Straftäter
wurden nicht mehr zurückgeschickt.
Terrorist
„Das wäre auch nicht sinnvoll, da der Aufwand und die
Kosten dafür zu hoch sind. Außerdem haben sich die Häftlinge bei uns schon
eingelebt“, verrät Stein-Leiter Christian Thimm, der während der EURO in
seinem Haus sogar 840 schwarze Schafe zählte (60 davon sind Lebenslange:
darunter auch der Palästinenser Ahmed Chaovali (li.), der 1985 an dem
Terroranschlag am Flughafen Wien-Schwechat beteiligt war).
Nachtrag zur EURO: Laut Justizministerium rechnete man bei der EM in Wien mit 100 Aufgriffen pro Nacht: Tatsächlich gab es aber während des gesamten Turniers nur vier Einlieferungen.
Zuweisungsstopp
Für Thimm, der die Anstalt seit Jänner führt,
wäre eine Belegung von 90 Prozent wünschenswert. Denn hinter den
schwedischen Gardinen stehen einige Sanierungsmaßnahmen an, die wegen der
akuten Platznot aber nicht in Angriff genommen werden können (siehe
Interview rechts). Als Konsequenz will Thimm nun ein Ansuchen auf
Zuweisungsstopp an die Vollzugsdirektion schicken.