Die Anklage lautet auf dreifachen Mord. Die Verteidigung plädiert auf Totschlag.
Im mit Spannung erwarteten Prozess gegen Graf Tono G. (55) wegen dreifachen Mordes an seinem Bruder (52), seinem Vater (92) und seiner Stiefmutter (87) im Dezember auf Schloss Bockfließ bei Mistelbach hat der Verteidiger des Adeligen, Peter Philipp, am Donnerstag in seinem Eingangsplädoyer vor Gericht in Korneuburg auf Totschlag plädiert.
„Alles ist mir zu viel geworden, alle haben auf mich eingeredet, sogar mein Bruder, den ich geliebt habe“, sagte der Angeklagte. Sein Mandant leide an einem Tumor, aufgrund der schweren Krankheit sei es zur „Explosion“ gekommen. Seine Neurofibromatose, die zu Geschwülsten im Körper und zeitweisen Wahnvorstellungen führt, soll ihn dazu gebracht haben, die Familie mit einer doppelläufigen Schrotflinte auszulöschen. Zuerst starb der Bruder Ernst, dann der Vater Johannes, schließlich die gehbehinderte Stiefmutter Margherita.
Laut Anklage war der Streit um einen im Schloss „illegal“ eingebauten Speiseaufzug ursächlich. Tono schrieb zur Besänftigung einen Brief an die Behörden, sein Vater quittierte diesen: „Alles falsch, nicht genehmigt!“ Daraufhin soll der Graf die Familienmitglieder bei Kaffee und Kuchen erschossen haben. Gutachter halten den Adeligen für zurechnungsfähig, die Staatsanwältin sieht keine Milderungsgründe für einen Totschlag. Dem Angeklagten droht lebenslänglich, es gilt die Unschuldsvermutung. Urteil folgt am Freitag.