160 Aktenordner

Natascha-Ermittlungen fertig

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Die Polizei hat den Akt Kampusch geschlossen. Hinweise auf einen zweiten Täter gibt es nicht.

Der Ball liegt nun bei Staatsanwalt Hans-Peter Kronawetter, der am Dienstag den Ermittlungsakt bekommen hat. Er entscheidet - möglicherweise noch diese Woche -, ob das Verfahren nun eingestellt wird oder nicht.

Keine Anhaltspunkte für weitere Täter
Wesentliche neue Erkenntnisse haben sich in den vergangenen Wochen nicht ergeben. "Eine Zeugin - eine damals Zwölfjährige - hat es für möglich gehalten, dass es bei der Entführung im März 1998 einen zweiten Täter gegeben hat" , sagte Lang. Dafür gebe es ansonsten keine Anhaltspunkte im Ermittlungsakt. Der Staatsanwalt müsse nun prüfen, ob die Ermittlungen auf Grund dieser einen Zeugenaussage fortgesetzt werden sollen oder nicht.

2.000 Verdächtige
Insgesamt wurden im Zuge der Ermittlungen in dem mehr als acht Jahre sich hinziehenden Kidnappingfall mehr als 2.000 Personen als mögliche Verdächtige überprüft. Mehr als 1.500 Kfz-Zulassungsbesitzer wurden wegen der Ähnlichkeit ihres Autos mit dem Fluchtfahrzeug - einem Mercedes-Lieferwagen - ebenfalls kontrolliert. Die Polizisten erstellten über 250 Niederschriften und 3.000 bis 4.000 Aktenvermerke über Befragungen.

160 Aktenordner
Vier Mal wurde gegraben, unter anderem bei jenem Teich, an dem ein Privatdetektiv Spuren des Falles vermutet hatte, und zuletzt einen Tag, bevor Natascha Kampusch aus dem Haus ihres Entführers Wolfgang Priklopil in Strasshof (Bezirk Gänserndorf) am 23. August fliehen konnte. Das Ermittlungsmaterial fand laut Lang in 160 Aktenordnern Platz. Bei der Sonderkommission zu dem Fall waren durchgehend sechs bis zehn Beamte im Einsatz, nach dem Auftauchen der 18-Jährigen wurde die Gruppe auf 50 Ermittler aufgestockt.

Arbeiten rund um die Uhr
Die Arbeit am Tatort in Strasshof beschäftigte laut dem Generalmajor zwölf Spezialisten, die das Haus und das Grundstück ein Monat "beinahe rund um die Uhr" untersuchten. Dabei entdeckten und sicherten sie mehr als 260 DNA-Spuren. Gearbeitet wurde dabei unter anderem mit Bodenradar, Wärmebildkameras und anderen High-Tech-Geräten. Auch Spezialtaucher waren im Einsatz.

Stundenlange Gespräche mit Natascha
Wie lange und wie oft Natascha Kampusch einvernommen wurde, konnte Lang nicht sagen. "Aber wenn man alles zusammenzählt, war unser Team sicher mehrere Tage mit ihr zusammen." Erst in der Vorwoche habe es wieder Gespräche mit dem Entführungsopfer gegeben, dabei seien auch ursprünglich beschlagnahmte Gegenstände aus dem persönlichen Besitz der 18-Jährigen retourniert worden. Es gebe keine wie immer gearteten Geheimnisse "außer jene, die uns nur Priklopil offenbaren könnte".

"Geht natürlich weiter"
Die Ermittler machen sich auch nach dem Abschluss der Nachforschungen keine Illusionen darüber, dass sie der Fall Kampusch weiter beschäftigen wird. "Es wird immer wieder Hinweise geben, und denen werden wir auch weiterhin selbstverständlich nachgehen", sagte der BK-Vertreter. Ebenso werde es weiterhin Kontakt mit Natascha Kampusch selbst geben, nicht zuletzt im Rahmen der Opferhilfe: "Die geht natürlich weiter, auch wenn der Aktendeckel geschlossen ist", betonte Lang.

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