Prozess gegen zwei Freunde, die sich offenbar als "Bomben-Burschen" sehen. Der Staatsanwalt indes sieht sie als Straftäter.
Am Donnerstag beginnt am Landesgericht Korneuburg das Strafverfahren gegen zwei Rauchfangkehrer (21 und 22) aus Wien-Favoriten: Den beiden Angeklagten wird vorgeworfen, dass sie eine Rohrbombe gebastelt haben – und die wollten sie im Dezember 2006 auch zünden.
Niederösterreich
Das Motiv, laut Rudolf Slamanig, Leiter des
Landesamts für Terrorismusbekämpfung: „Die beiden haben großes Interesse an
Sprengmitteln. Sie wollten es richtig krachen lassen.“ Auf einem Feld in
Leopoldsdorf sollte der Sprengsatz per Fernzündung hochgehen.
Als die Zündvorrichtung aufgrund einer falsch montierten Antenne versagte, versuchten die Beiden, den Fehler im Licht einer nahen Straßenlaterne zu beheben. Als das explosive Duo hitzig diskutierte, wurde es von dem Anrainer Gerhard Sassmann (42) überrascht, der dem lauten Wortgefecht auf den Grund gehen wollte.
Glück
Sassmann sah zwei Männer in einem weißen Auto
davonbrausen. Er konnte sich einige Stellen des Pkw-Kennzeichens merken. Der
gefährliche Sprengsatz blieb auf der Straße zurück. Der Anrainer hatte
großes Glück: Er stieß den Sprengsatz mit einem Stück Holz von der Straße,
trotzdem kam es nicht zur Explosion. Stattdessen löste sich die Zündung und
die Bombe war entschärft.
Die Konstruktion bestand aus einem 25 cm langen, mit Schwarzpulver gefüllten Stahlrohr. Der Schaden wäre bei einer Detonation enorm gewesen, so das Entschärfungskommando. Einige Tage war der Ort in Angst und Schrecken versetzt. Niemand konnte sich einen Grund für einen solchen Anschlag denken.
CSI Leopoldsdorf
Eine DNA-Untersuchung führte schließlich zu den
beiden Schornsteinfegern. Denn genetische Spuren auf der Rohrbombe führten
erst zum Fluchtwagen, den Zeuge Sassmann beschrieben hatte – und schließlich
zur Verhaftung der Tatverdächtigen. Sie sind vermutlich Mehrfachtäter. Denn
auch bei Explosionen in den vergangenen Jahren haben sie DNA hinterlassen.
Dritter Mann vermutlich involviert
Zeuge Sassmann hatte am
fraglichen Abend allerdings noch einen dritten Mann hastig in der Dunkelheit
verschwinden sehen. Er wurde nie gefasst; von ihm fehlt bis heute jede Spur.
Für die mutmaßlichen Täter gilt die Unschuldsvermutung.