Sorge um Sicherheit

Reihe an Anschläge: Wie sicher sind Exil-Tschetschenen?

Teilen

Mehrere Anschläge auf Exilierte in Europa in den vergangenen Monaten lässt die Sorge um ihre Sicherheit weiter wachsen.

Mordanschlag auf den tschetschenisch stämmigen Mamichan U. alias Martin B., der in Gerasdorf (NÖ) erschossen worden ist, lässt die Sorge um die Sicherheit von im Exil lebenden tschetschenischen Dissidenten weiter wachsen.

Im vergangenen Februar hatte der tschetschenische Blogger Tumso Abdurachmanow in seiner Wohnung in Schweden mit Mühe den Angriff eines Mannes mit einem Hammer abwehren können. Einen Monat zuvor war die Leiche des tschetschenischen Dissidenten Imran Alijew mit 135 Stichwunden in einem Hotelzimmer der nordfranzösischen Stadt Lille gefunden worden.

In Westeuropa leben viele Emigranten aus der mehrheitlich muslimischen und zu Russland gehörenden Kaukasusrepublik. In den 1990er-Jahren flüchteten sie vor zwei Kriegen mit Russland, in den vergangenen Jahren verließen viele aber vor allem wegen Machthaber Ramsan Kadyrow ihre Heimat.

Der 43-Jährige ist ein Verbündeter des Kreml. Laut Menschenrechtsaktivisten hält sich Kadyrow aber vor allem mit massiven Einschüchterungen von Gegnern, außergerichtlichen Tötungen und Entführungen an der Macht.

Im Zusammenhang mit dem Mordfall bei Wien teilte das ukrainische Innenministerium am Sonntag mit, Martin B. habe 2017 in der Ukraine in einem Fall ausgesagt, bei dem es um einen Schusswaffenangriff auf einen Mann ging, der die Ermordung von Kremlchef Wladimir Putin geplant hatte. Der Mann wurde bei dem Angriff in der Nähe von Kiew verletzt, seine Frau getötet.
 

Exiltschetschenen fordern Aufklärung

Ein führender tschetschenischer Exilpolitiker in Österreich hat als Reaktion auf die Ermordung von Martin B. für Dienstagnachmittag eine Demonstration vor der russischen Botschaft in Wien angekündigt. "Wir versuchen, auf diesen Mord zu reagieren", erklärte Khuseyn Iskhanov gegenüber der APA.

Mit der Demonstration wende man sich auch an den österreichischen Staat. "Von den hiesigen Behörden fordern wir, dieses Verbrechen aufzuklären", ergänzte Iskhanov und brachte zum Ausdruck, dass er den Fall als politischen Auftragsmord unter Beteiligung russischer Geheimdienste und ihrer Agentennetzwerke sehe.

Von Russland fordere man, Politmorde an tschetschenischen Flüchtlingen in Europa zu beenden, betonte der Exilpolitiker. Iskhanov leitet in Österreich den Kulturvereins Ichkeria. 2009 war der Anhänger einer tschetschenischen Eigenstaatlichkeit einer jener Aktivisten gewesen, die nach der Ermordung von Umar Israilov in Wien demonstriert hatten.

 

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.
OE24 Logo
Es gibt neue Nachrichten