Kulturdebatte

Selbst Tonkünstler sind gegen Auflösung des Orchesters der Bühne Baden

Die NÖKU besteht auf Auflösung des Orchesters der Bühne Baden. Ein entsprechender Antrag, doch noch darüber nachzudenken, wurde in der gestrigen Landtagssitzung von den Regierungsparteien abgelehnt. 

Für Landtagsabgeordneten Christoph Kainz (ÖVP) sei es Fakt, dass „man sich in Niederösterreich als einziges Bundesland mit den NÖ Tonkünstlern und dem Orchester der Bühne Baden zwei Landesorchester leiste“. Zugang der NÖKU sei es, in Zukunft nur mehr ein Landesorchester zu haben, nämlich die NÖ Tonkünstler, die zukünftig alle NÖKU-Standorte und damit die Achse Grafenegg-St. Pölten-Baden-Wr. Neustadt bespielen. Das sei eine Maßnahme, die natürlich in Baden für Unruhe sorge, betonte der Abgeordnete, dass er die Sorge der unmittelbar Betroffenen verstehe. Es entbinde aber nicht von der Verantwortung, Maßnahmen zu setzen, dort wo man sie für richtig und notwendig erachte.

Für Kainz scheint die Entscheidung jedenfalls unumstößlich zu sein: Mit einer neuen, gemeinsam zu erarbeitenden Struktur werde der Spielstandort Baden nicht nur abgesichert, sondern sogar aufgewertet. Die Tonkünstler selbst scheinen das anders zu sehen: Dessen Betriebsrats-Vorsitzender Gunter Benedikt hatte am 4. Oktober bei einer Demo zur Beibehaltung des Orchesters in Baden erklärt: "Niemand vom Tonkünstler-Orchester unterstützt diesen Plan. Das ist ein komplett falscher Ansatz, das geht sich nicht aus."

Wollen die Tonkünstler wirklich?

Die von der NÖ Kulturwirtschaft (NÖKU) angekündigte Auflösung des Orchesters der Bühne Baden sorgt für Wirbel: Zuletzt wurden, wie oe24.at berichtete, in einer privaten Initiative weitere 600 Unterschriften für den Weiterbestand des Orchesters gesammelt, nachdem die Gewerkschaft younion 5.000 Unterschriften vorgelegt hatte. NÖKU-Geschäftsführer Paul Gessl bleibt indes auf APA-Anfrage bei seiner Zielsetzung: "Es hat sich nichts verändert."

Das Tonkünstler-Orchester Niederösterreich soll ab 2027/28 "schrittweise" als Residenzorchester die Bespielung der Bühne Baden übernehmen, hatte die NÖKU in einer Aussendung am 1. September mitgeteilt. Diese "kulturpolitische Entscheidung" wurde von den Betroffenen allerdings mit Skepsis und Ablehnung aufgenommen. U.a. hatten Tonkünstler-Chefdirigent Fabien Gabel als auch Badens Intendant Andreas Gergen Kritik geübt.

Nun soll eine Projektgruppe unter der Leitung von Tonkünstler-Geschäftsführer Frank Druschel und Bühne-Baden-Geschäftsführerin Martina Malzer sowie unter Mitwirkung der Kulturmanagerin Johanna Möslinger ein verträgliches Konzept erarbeiten. Auch ein Beirat unter dem Vorsitz von Clemens Hellsberg, ehemaliger Vorstand der Wiener Philharmoniker, wurde eingerichtet.

Noch Überzeugungsarbeit nötig

Um die Wogen zu glätten, muss wohl noch einige Überzeugungsarbeit geleistet werden, räumt auch Hermann Dikowitsch, Leiter der Kulturabteilung beim Amt der NÖ Landesregierung, ein. Auch er sieht jedoch die Notwendigkeit von Strukturreformen und unterstreicht die Absicht, für die 25 Musikerinnen und Musiker des Bühnenorchesters eine berufliche und soziale Zukunftsabsicherung anzubieten.

Badens Bürgermeisterin Carmen Jeitler-Cincelli (ÖVP) will im Konflikt vermitteln. Für die Proteste - Anfang Oktober gab es in Baden auch eine Demonstration für den Erhalt des Orchesters - äußert sie Verständnis: "Diese Welle der Solidarität zeigt, wie sehr die Menschen mit der Badener Kultur verbunden sind. Es wäre schön, wenn ein für alle gangbarer Weg gefunden werden könnte."

Soziale Absicherung gefordert

Bereits im September hatte Jeitler-Cincelli gefordert, es müsse künftig weiterhin ein fixes Stammensemble in Baden geben: "Die Musikerinnen und Musiker des Orchesters dürfen nicht gekündigt, sondern müssen übernommen werden. Das Lösungskonzept soll von den beiden Orchestern erstellt werden und muss von allen Beteiligten mitgetragen werden können."

Inzwischen klingt das laut aktueller Aussendung etwas modifiziert: "Der finanziell angespannten Situation von Bund, Ländern und Gemeinden sowie den Vorgaben des Landesrechnungshofes geschuldet, wird im Rahmen einer Arbeitsgruppe unter der Leitung des künstlerischen Beraters Clemens Hellsberg an einem Konzept für die Zukunft des Orchesters an der Bühne Baden gearbeitet. Oberstes Ziel ist der Erhalt des Musiktheaterstandorts in seiner Qualität und Strahlkraft sowie die soziale Absicherung der Künstlerinnen und Künstler des Badener Stadtorchesters", so die Bürgermeisterin.

Im Landtag indes

In der gestrigen Landtagssitzung wurde die Variante angedacht, dass sich die „Badener“ in die „Tonkünslter“ integrieren. Dazu Indra Collini (Neos): „Der Schritt, dass das Orchester in die Tonkünstler integriert werden solle, sei kein Abstieg, sondern ein Qualitätssprung.“ Von den Grünen wurde folgender Belang eingebracht: „Entscheidung über das Aus für das Orchester der Bühne Baden und Änderungen bei den NÖ Tonkünstlern neu bewerten“. Die VP und FP lehnten mehrheitlich ab.

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