Die Stammtische der fünf Gemeinden des Ybbstals kennen derzeit nur ein Thema: die Malversationen rund um den Musikschulverband der Region. Ein 60-seitiger Prüfbericht soll jetzt Licht in die Angelegenheit bringen, die Rede ist auch von "schwarz" ausbezahlten Honoraren.
War die Rede anfänglich "nur" von "ungesetzlichen Unregelmäßigkeiten" ist der Skandal rund um die Musikschule im Ybbstal um eine Facette reicher: Die NÖ Gemeindeaufsicht hat nun einen 60-seitigen Prüfbericht vorgelegt, der es in sich hat.
Die Musikschule hat diesen Bericht unter der Rubrik "Wichtige Mitteilung" auf der Schulhomepage zur sogenannten "Honorar-Affäre" veröffentlicht. Der Musikschulbetrieb für knapp tausend Schüler soll jedoch ungestört anlaufen.
Musikschule tritt Flucht nach vorne an
In der Finanzgebarung des Musikschulverbandes Waidhofen/Ybbstal sind teils kuriose Unregelmäßigkeiten aufgeflogen.
Verbandsobmann Werner Krammer ist auch ÖVP-Bürgermeister von Waidhofen. Er setzt nun auf Transparenz, Namen und persönliche Daten sind im Prüfbericht freilich geschwärzt.
Buchhaltung? Fehlanzeige!
Die Prüfer der Gemeindeaufsicht zeigen etwa auf, dass seit 2019 kein Kassenbuch geführt wurde. Auch soll ohne Absprache mit dem Verbandsobmann Bargeld vom Schulkonto behoben worden sein, um bar Honorare überwiegend an zwei kurzzeitig beschäftigte Musikpädagogen zu bezahlen. Konkret sollen 243.417 Euro so seit 2017 vom Konto genommen - und "schwarz, bar auf die Kralle" - ausbezahlt worden sein. Protokolle oder gar eine Buchführung darüber gab es keine.
Im vorliegenden Prüfbericht wird auch die zeitliche Abfolge des Skandals, der von der Gemeindeaufsicht auch an die Staatsanwaltschaft St. Pölten herangetragen wird, unter die Lupe genommen: Erste ungesetzliche Unregelmäßigkeiten traten im Rahmen der interimistischen Leitung der Schule, die nach dem Unfalltod des Schulleiters Christian Blahous im April dieses Jahres eingesetzt werden musste, im Juni zutage.
Redebedarf innerhalb der Gemeinden
Die von Krammer einberufene Sondersitzung des Verbandsvorstands mit Mitgliedern aus fünf Ybbstaler Gemeinden sowie dem Prüfungsausschuss und politischen Mandataren aus Waidhofen/Ybbs findet nun diesen Donnerstag statt. "Da werden wir die Erkenntnisse aus dem Prüfbericht genau behandeln. Selbstverständlich werden wir die Öffentlichkeit danach umfassend informieren“, erklärt der Bürgermeister und Obmann des Musikschulverbandes Waidhofen/Ybbstal, Werner Krammer, in einer Aussendung.
Noch ist nicht abzusehen, wie diese Malversationen ausgehen. Krammer verordnete mittlerweile jedenfalls ein Vieraugenprinzip bei Bankbehebungen und schickte Magistratsbeamte als Verstärkung für die Musikschulverwaltung.