Im ganzen Land treten die Flüsse über das Ufer – Feuertaufe für das neue Hochwasserprogramm. Problem: Manche Maßnahme ist noch im Bau.
Kurz nach 23 Uhr Montagnacht fingen die Sirenen an zu heulen – drei Minuten lang. Und jeder in Steyr wusste, was das bedeutet: akute Hochwassergefahr. In nur drei Stunden war die Enns um zwei Meter angestiegen. Und weder Regen noch Pegelstand ließen nach. Erinnerungen an das Jahr 2002 kamen auf.
Jahrhunderthochwasser
Damals hatte ein „Jahrhunderthochwasser“ im
ganzen Land katastrophale Auswirkungen gehabt. Am stärksten waren die Städte
Steyr und Grein betroffen, im Machland gab es gar ein Todesopfer. 3.000
Hektar Land und zirka 100 Objekte standen unter Wasser.
Schutzprogramm
„Daraufhin beschlossen wir das größte
Hochwasserschutzprogramm Österreichs mit mehr als 400 Projekten“, so
Umweltlandesrat Rudi Anschober (G) – und nahezu die Hälfte davon von akuter
Dringlichkeit. Mit mehr Ausweichmöglichkeiten für das Wasser,
Rückhaltebecken und Dämmen sollte ein Vorfall wie 2002 nahezu unmöglich
gemacht werden.
Micheldorf Spitzenreiter
Dennoch ist jetzt, angesichts der
sintflutartigen Regenfälle die Nervosität groß: Schon gestern regnete es
mehr als 24 Stunden durch. Am meisten Niederschläge meldeten Micheldorf mit
77 Liter pro Quadratmeter und St. Wolfgang mit 75. Neben überfluteten
Kellern und Straßen gab es im Bezirk Steyr-Land einen Murenabgang auf der
B309. Und auch der Gschliefgraben meldet sich wieder: Die Wasserableitungen
hatten die talwärts drängenden Massen nicht mehr fassen können, sie brachen
als ein Bach aus Geröll und Holz aus und rauschten zu Tal.
Flüsse steigen
Und die Flüsse steigen – während erst ein
Drittel der Maßnahmen umgesetzt und nicht wenige an neuralgischen Punkten
noch im Bau sind. „Natürlich machen wir uns Sorgen, hoffen, dass alles
hält“, so Anschober. Ein Sorgenkind: Der 36 Kilometer lange Machlanddamm: Er
soll sieben Donauufer- und Machlandgemeinden schützen. Doch: „Die Mauer vor
Mauthausen beispielsweise ist noch nicht fertig, es fehlt ein Stück“, so
Anschober. „Sorgen machen mir aber auch Schärding und Steyr.“ Im Innviertel
zwar bereits Rückhaltebecken fertig und auch im Einsatz.
Gefahr noch nicht gebannt
Doch alle Maßnahmen sind auch hier noch
nicht umgesetzt. So war gestern die Innpromenade unter Wasser. Ebenso der
Ennskai in Steyr. Die Enns wurde um einen halben Meter nach unten gezähmt.
Doch ein gefährliches Hochwasser ist immer noch möglich. „Wir können nur
hoffen, dass nicht allzu viel passiert.“