Mehrere Verletzte

Linzer Amokläufer vor Gericht

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Ein Gutachten attestiert dem angeklagten Iraker, dass er nicht zurechnungsfähig, aber gefährlich ist.

Der 9. Jänner 2023 war ein schwarzer Tag in der Geschichte von Linz. Ein heute 42-Jähriger hielt die Polizei mehrere Stunden auf Trab. Nachdem er seine Frau brutal attackiert hatte, lief er Amok, verletzte zwei Beamte schwer, lief auf der Straße mit einem geklauten herum und raubte mehrere Autos.  Am Donnerstag musste sich der Iraker vor einem Geschworenengericht in Linz für seine Taten verantworten. 

Amokfahrt Linz
© FOTOKERSCHI/WOLFGANG HOFER
× Amokfahrt Linz

"Einige Personen im Umland von Linz hatten großes Glück", begann der Staatsanwalt: "Glück im Unglück, dass es keine Toten gegeben hat", denn durch den Amoklauf vor rund einem Jahr wurden mehrere Menschen teils lebensbedrohlich verletzt.

Wäre der Iraker zum Tatzeitpunkt zurechnungsfähig gewesen, hätte er sich wegen versuchten Mordes in drei Fällen, gefährlicher Drohung, versuchten und vollendeten schweren Raubs sowie wegen des Vergehens nach dem Waffengesetz verantworten.

Am Tattag wollte die Noch-Ehefrau des Mannes zur Polizei gehen, um ihn nach einem häuslichen Vorfall wenige Tage zuvor anzuzeigen. Als sie und ihre Tochter die Wohnung verlassen wollten, stand der Angeklagte plötzlich vor der Tür. Er soll das elfjährige Mädchen mit einem Messer bedroht und die Frau damit attackiert haben. Er habe ihr drei lebensbedrohliche Stichwunden zugefügt und dann versucht sie mit einem selbst gebastelten Strangulationswerkzeug zu erwürgen, schilderte der Staatsanwalt. "Es wäre ihr auch gelungen, wenn die Tochter nicht so beherzt eingegriffen hätte." Dem Mädchen gelang es, mit der Hand zwischen den Hals der Mutter und die Schnur zu kommen und rettet der Frau so vermutlich das Leben. Der Angreifer flüchtete daraufhin.

Amoklauf Linz
© Fotokerschi/Wolfgang Hofer
× Amoklauf Linz

Nach der Attacke am frühen Morgen machte sich der Iraker auf den Weg zu einem Arbeitskollegen seiner Frau, den er als Nebenbuhler ansah. "Ich bringe dich um", ließ er diesen wissen und deutete an, er habe eine Pistole. In Wirklichkeit hatte er - noch - keine Schusswaffe, aber zwei Messer dabei. Es blieb hier aber bei der Drohung. Im Umland von Linz waren zu diesem Zeitpunkt bereits zahlreiche Polizisten in schwerer Schutzausrüstung positioniert. Auf seiner Flucht soll der 42-Jährige auf einen Kontrollposten zugerast sein. Eine Polizistin konnte noch zur Seite springen, wurde aber schwer am Fuß verletzt. Ihr Kollege wurde frontal vom Wagen des Amokläufers erfasst und lebensgefährlich verletzt. Dem bewusstlosen Beamten habe der Mann dann sein Sturmgewehr abgenommen, schilderte der Staatsanwalt, wie sich die Situation weiter zuspitzte.

Mit der Polizeiwaffe soll der Mann einem anderen Verkehrsteilnehmer das Auto geraubt haben. Dies gelang erst beim vierten Versuch, denn eine Lenkerin weigerte sich, zwei weitere Autos konnte der Iraker nicht starten, mit dem vierten setzte er seine Flucht fort - allerdings nur wenige hundert Meter. Dann baute er einen Unfall. Er habe dann neuerlich versucht ein Auto zu rauben. Als sich der Lenker weigerte, habe er das Sturmgewehr repetiert, dank einer Ladehemmung habe er aber keinen Schuss abgeben können, so der Staatsanwalt. Da mittlerweile ein Großaufgebot an Einsatzkräften um den neuen Tatort Aufstellung genommen hatte, gelang es aber schließlich, ihn festzunehmen - gut fünf Stunden nach der Attacke auf seine Frau.

Verteidiger Tobias Lang verzichtete auf eine Gegenäußerung. Im Vorfeld des Prozesses sagte er, sein Mandant habe Erinnerungslücken. Zu allem, an das er sich erinnern könne, werde er aber aussagen. Der Mann sehe auch ein, dass er krank sei, und berufe sich auf seine Unzurechnungsfähigkeit. Die Einvernahme des Betroffenen wird allerdings erst am Nachmittag erfolgen, da die Dolmetscherin nicht erschienen war und erst Ersatz organisiert werden musste. Der Fahrplan sieht für den ersten Tag neben der Einvernahme des Betroffenen - wegen der Unzurechnungsfähigkeit wird er nicht als Angeklagter bezeichnet - mehrere Zeugenaussagen vor. Der Prozess ist wegen vieler Gutachten für zwei weitere Tage (30. Jänner, 1. Februar) anberaumt.

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