Bis zu 70 Mädchen mussten als Prostituierte in Bordellen im Innviertel arbeiten. Vier Verdächtige sind in U-Haft.
Polizeibeamte der Slowakei und Österreichs haben in gemeinsamen Ermittlungen einen groß angelegten Menschenhandel ausgehoben. Demnach sollen Zuhälter bis zu 70 Mädchen nach Oberösterreich gelockt haben, wo sie als Prostituierte arbeiten mussten. Mehrere Verdächtige wurden in der Slowakei festgenommen. Das gab die Polizei-Pressestelle in Linz in einer Aussendung am Dienstag bekannt.
Die Verdächtigen sprachen laut den Ermittlern Mädchen in Diskotheken in der Nordslowakei an und stellten ihnen in Aussicht, sie könnten in Bars in Österreich viel Geld verdienen, wenn sie dort die Kunden nur zu vermehrtem Alkoholkonsum animieren. Sex-Dienstleistungen müssten sie nicht erbringen. Seit 2001 lockten sie damit Frauen nach Oberösterreich, die dann mit Einschüchterungen und Gewalt in Bordellen zur Prostitution gezwungen wurden.
Geknackt werden konnte der Menschenhandel nach dem "Verkauf" einer polnischen Prostituierten. Ihre Zuhälter sollen von einem 45-jährigen Salzburger, der sich in eines der Mädchen verliebt hatte und es aus dem Rotlichtmilieu holen wollte, 58.000 Euro verlangt haben. Ansonsten werde die junge Frau an eine ausländische Gruppierung übergeben, drohten sie. Der verliebte Freier zahlte daraufhin die geforderte Summe.
Doch die "Freigekaufte" konnte zusammen mit anderen slowakischen Mädchen aus den Bordellen flüchten. Sie stellten sich der Polizei als Zeuginnen zur Verfügung. Danach nahmen die oberösterreichischen Kriminalisten Kontakt mit ihren slowakischen Kollegen auf und ermittelten mit ihnen gemeinsam.
Darauf wurde es den Verdächtigen offenbar zu "heiß". Sie zogen sich aus dem österreichischen Rotlicht-Milieu zurück und betrieben Bordelle nur noch in ihrer Heimat. In einer von den Staatsanwaltschaften Ried im Innkreis und Zilina geleiteten gemeinsamen Aktion der Polizei beider Länder wurden Anfang März in der Slowakei acht Verdächtige festgenommen. Darunter befinden sich die beiden Hauptverdächtigen, ein 41- und ein 42-jähriger Zuhälter.
Aus der Slowakei werden im Zusammenhang mit dem Fall inzwischen bereits elf Festnahmen gemeldet, darunter auch Frauen und ein Ehepaar. Vier landeten in Untersuchungshaft. Den Verdächtigen werden grenzüberschreitender Prostitutionshandel, schwere Erpressung, Menschenhandel, schwere Nötigung und Freiheitsentziehung zur Last gelegt.