19-Jähriger in U-Haft vergessen – Jetzt spricht seine Mutter.
Drei Wochen galt Dario D. als vermisst – dann „fand“ man ihn als U-Häftling in Wien. Mittlerweile ist der 19-Jährige wegen Ladendiebstahls zu drei Monaten bedingter Haft verurteilt worden. Nach der Justiz-Groteske fordert Darios Mutter Alexandra Perner-Döker im ÖSTERREICH-Gespräch eine Erklärung der Polizei.
ÖSTERREICH: Wie haben Sie reagiert, als Sie erfuhren, dass Dario in U-Haft sitzt?
A. Perner-Döker: Mir ist ein Stein vom Herzen gepurzelt. Ich war total verzweifelt, weil wir so lange nichts von Dario gehört haben. Deshalb war die Nachricht, dass er in U-Haft ist, eine riesige Erleichterung. Was er gemacht hat, damit muss er umgehen können. Wir lieben ihn und sind froh, dass es ihm gut geht.
ÖSTERREICH: Sie hätten es schon früher gewusst, wäre der Polizei nicht die Ermittlungspanne passiert.
Perner-Döker: Das stimmt und darüber bin ich maßlos enttäuscht. Dario hat gleich nach seiner Verhaftung meine Telefonnummer der Polizei weitergegeben mit der Bitte, jemanden zu verständigen. Bei seinem Handy war der Akku leer, deswegen konnte er sich nicht melden.
ÖSTERREICH: Und warum hat Dario Sie später nicht selbst noch angerufen?
Perner-Döker: Dario wurde vom Sozialdienst befragt, ob wir Bescheid wissen. Er hat das bejaht in dem Glauben, dass das schon längst passiert wäre. Er hat sich gewundert, dass niemand kommt. Danach war er offenbar zu beschämt, um sich zu melden. Spätestens bei der Vermisstenanzeige hätte uns jemand Bescheid sagen müssen. Ich fordere die Polizei auf, das zu erklären.
ÖSTERREICH: Haben Sie Dario besucht?
Perner-Döker: Ja, am Dienstag war die ganze Familie bei ihm. Er hat nur zufällig erfahren, dass wir ihn als vermisst gemeldet haben. Jemand im Gefängnis hat sein Bild im Fernsehen gesehen und ihn benachrichtigt.
ÖSTERREICH: Wird es rechtliche Schritte geben?
Perner-Döker: Das werden wir uns noch überlegen. Auf alle Fälle will ich eine Erklärung.