Der Tod einer jungen Frau beschäftigt jetzt das Parlament: Die Polizei schloss den Akt bereits nach fünf Stunden, obwohl ein Mord wahrscheinlich ist.
Es gibt sie, die Menschen zweiter Klasse - ein beschämendes Beispiel dafür beschäftigt seit Wochen die Staatsanwaltschaft Wels. Jetzt könnte sich der Fall „Denisa Soltisova“ gar zur Staatsaffäre ausweiten: Die Grünen haben jetzt eine Anfrage im Parlament gestellt. Darin wird Innenministerin Maria Fekter (ÖVP) aufgefordert, alle Details der polizeilichen Ermittlungen zum Tod der 29-Jährigen offenzulegen.
Grüne orten Skandal
Der Fall: Am 29. Jänner 2008 wurde aus
dem Fluss Ager im Bezirk Vöcklabruck eine nackte Frauenleiche gefischt. Die
Tote wurde als Denisa Soltisova (29) identifiziert, Slowakin und illegale
Altenpflegerin eines Arztes (91) in Vöcklabruck. Diese Personendaten dürften
Anlass für das laut Grünen „skandalöse“ Handeln der Polizei gewesen sein.
Erster Aufreger: Eine Obduktion wurde nicht für nötig befunden.
„Unverständlich“, sagt der Linzer Gerichtsmediziner Johann Haberl.
„Wasserleichen gehören prinzipiell aufgemacht.“
Vergewaltigung?
Noch erschreckender ist, dass die Polizei schon
fünf Stunden nach dem Fund die Ermittlungen abschloss. Offizielle
Todesursache: „Selbstmord“. Die Leiche wurde in die Heimat zurückgeschickt. Für
Denisas Eltern war der Fall nicht abgeschlossen. Sie beauftragten einen
Pathologen mit Denisas Obduktion. Und sie fanden Mitstreiter. Deren
Recherchen ergaben Schockierendes: So sahen Zeugen die Frau am Todestag, wie
sie in Unterwäsche und barfuß durch Vöcklabruck irrte. Und auch die
Obduktion brachte Hinweise auf Vergewaltigung und Tod durch
Gewalteinwirkung. Der Bericht ging ans Ministerium – und verstaubte hier ein
Jahr lang, bis er übersetzt wurde.
Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft - allerdings ohne große Aussicht auf Erfolg. Zu groß ist die Zeitspanne, in der von Seiten der Behörden nichts geschah. Genau darüber wollen die Grünen Aufklärung. Mit 22 Fragen über die damalige Ermittlungen soll das Vorgehen der Polizei aufgerollt werden - und damit die Versäumnisse ans Licht gebracht werden.