Psychiater Max Friedrich hat besonders schockierende Selbstmorde untersucht. Im Interview beleuchtet der Experte die Hintergründe des Selbstmord-Dramas.
ÖSTERREICH: Ein junger Mann schneidet sich mit einer Motorsäge
eigenhändig den Kopf ab. Was kann einen Menschen dazu treiben?
Max
Friedrich: Ich habe viele Fälle von besonders grausamen Selbsttötungen
untersucht. Diese massiv schockierenden Taten deuten auf psychische
Erkrankungen hin, die aber oft von niemandem erkannt werden.
ÖSTERREICH:
Können also brutale Computerspiele nicht der Grund für Gewalt gegen die
eigenen Person sein?
Friedrich: Doch, sie können gerade in dem
Fall dieses jungen Mannes eine Rolle gespielt haben. Nämlich insofern, als
er durch die Spiele die Wahl der Mittel für den Suizid getroffen hat.
ÖSTERREICH:
Sie meinen, er war am PC mit Figuren konfrontiert, die mit Motorsägen
enthauptet wurden, und hat auch zur Säge gegriffen?
Friedrich:
Das ist der Nachahmungseffekt. Hängt sich in einem Dorf ein Mensch auf,
wählt der nächste Selbstmörder oft die gleiche Art des Freitodes.
ÖSTERREICH:
Im Fall von Johannes soll ja auch Mobbing eine Rolle gespielt haben.
Friedrich:
Mobbing ist natürlich auch ein dramatisches Ereignis im Leben eines
Menschen. Warum er aber dann wirklich Selbstmord begeht, ist für uns
schlussendlich nicht erklärbar.