Drogen-Exzess

Österreichs wildeste Drogen-Schule

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Schüler dealten 20 Kilo Cannabis - 140 Jugendliche wurden erwischt.

Welch weitreichende Folgen der Gang zum Direktor haben würde, ahnte vermutlich der Schüler an der Berufsschule Freistadt im Mühlviertel selbst nicht: Im Dezember 2011 vertraute sich ein Jugendlicher dem Schulleiter Gerhard Kutschera an. Im Umfeld der Schule werde mit Drogen gehandelt, auch der Name eines mutmaßlichen Dealers fiel. „Mir blieb nichts anderes übrig, als eine Anzeige bei der Polizei zu erstatten“, sagt Kutsch­era im Gespräch mit ÖSTERREICH (s. Interview).

„Soko Mörtel“ forschte Cannabis-Maurer aus
Die Exekutive rief umgehend eine „Soko Mörtel“ ins Leben – angelehnt an die Lehrberufe der Schüler, die großteils Maurer sind. In den neun Monaten Ermittlungsarbeit stießen die sechs Beamten aus vier verschiedenen Dienststellen des Bezirks Freistadt nach und nach auf eine wahre Drogen-Community im Umfeld der Schule, in der Cannabis verkauft und konsumiert wurde.

Sechs junge Arbeitslose als Hauptverdächtige
Der Fall zog immer weitere Kreise: „Es konnte ein Personenkreis von 140 Personen ausgeforscht werden“, sagt Polizeisprecherin Heide Klopf. Etwa 90 davon seien von der „Soko Mörtel“ vernommen und den Staatsanwaltschaften Linz, Steyr und Wien angezeigt worden. Gegen die restlichen 50 sei „von verschiedensten Dienststellen in Österreich“ Anzeige erstattet worden.

Sechs Arbeitslose im Alter von 19 bis 21 kristallisierten sich als Hauptverdächtige heraus. Sie wurden festgenommen. Vier sind geständig. Sie sollen laut Polizei von Jänner 2008 bis Februar 2012 etwa 20 Kilo Cannabis sowie Tabletten verkauft und damit einen Gewinn von bis zu 70.000 Euro gemacht haben. Bei Hausdurchsuchungen fanden die Beamten unter anderem eine voll funktionsfähige Indoor-Plantage.

ÖSTERREICH: Sie haben den Fall ins Rollen gebracht?
Gerhard Kutschera:
Ja, ein Schüler kam zu mir und sagte, im Umfeld der Schule werde mit Drogen gehandelt.

ÖSTERREICH: Sind Sie gleich zur Polizei gegangen?
Kutschera:
Ich habe auch einen Namen erfahren, und da es sich um einen strafrechtlich relevanten Tatbestand handelt, ist mir nichts anderes übrig geblieben. Es ist keine Freude, wenn ich einen Schüler anzeigen muss.

ÖSTERREICH: Hätten Sie früher was merken müssen?
Kutschera:
Nein. Die Schüler machen das ja nicht in der Schule, sondern in der Freizeit. Und als die Polizei ermittelte, war der Lehrgang mit den betreffenden Schülern schon wieder vorbei.

ÖSTERREICH: Stehen die Schüler jetzt unter Beobachtung?
Kutschera:
Nein. Es wird ihnen nur gesagt, was sie zu tun und zu unterlassen haben.

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