Brandstetter unterstrich die Bedeutung der Resozialisierung im Strafvollzug.
Von Häftlingen in österreichischen Justizanstalten hergestellte Produkte können ab sofort online über den "Jailshop - Handwerk, das sitzt" erworben werden. Vizekanzler und Justizminister Wolfgang Brandstetter (ÖVP) hat am Freitag in der Justizanstalt Wien-Simmering das von ihm initiierte Projekt vorgestellt. Der Strafvollzug benötige Reformen, so der Ressortchef. "Der Jailshop ist ein Teil davon."
"Auf der Website lässt sich nachvollziehen, aus welcher Justizanstalt die rund 40 Produkte stammen", erklärte Projektleiter Marco Schreuder. Bisher werden Produkte aus den sieben Justizanstalten Garsten, Sonnberg, Wien-Simmering, Salzburg, Klagenfurt, Graz-Karlau und Suben angeboten, weitere sollen folgen. Jeder Artikel, darunter Wetterhähne, Uhren aus Schallplatten, Schlüsselanhänger, Vogelhäuser und Feuerkörbe, ist ein von Insassen gefertigtes Unikat. Koordiniert wird der Jailshop von der Justizanstalt Salzburg aus, dort werden Bestellungen verschickt und Kundenanfragen weitergeleitet.
"Spannendes Erlebnis"
Die Website soll auch den Strafvollzug transparenter machen. Auf ihr werden Interviews Involvierter gezeigt und Informationen zu den Hintergründen im Vollzug geliefert. Schreuder selbst bezeichnete das Projekt als ein "spannendes Erlebnis", in dem er vielen engagierten Psychologen, Ausbildnern und Lehrlingen begegnet ist.
In der Justizanstalt Wien-Simmering sind ausschließlich männliche Gefangene mit Haftstrafen von drei Monaten bis zu fünf Jahren untergebracht. Schwerpunkt der Vollzugsplanung ist die Vorbereitung der Häftlinge auf die Entlassung durch zielgerichtete Aus- und Weiterbildung, Struktur und Beschäftigung. Brandstetter betonte, das oberste Ziel im Strafvollzug sei die Resozialisierung der Häftlinge: "Viele glauben, in einer Haftanstalt gehe es darum, Menschen einzusperren, Schluss aus, das war's. Eben nicht! Es geht darum, mit Menschen zu arbeiten und ihnen etwas beizubringen."
Beschäftigungsquote bei 80 Prozent
Die durchschnittliche Beschäftigungsquote liegt in Simmering bei etwa 80 Prozent. "In 17 Arbeits- und Unternehmensbetrieben werden die rund 500 Insassen entsprechend ihrer individuellen Möglichkeiten entsprechend zur Arbeit eingesetzt", erklärte Wolfgang Huber, Leiter der Anstalt. Die gesetzlich zur Arbeit verpflichteten Straftäter erhalten dafür einen Arbeitsverdienst, von dem 75 Prozent als Vollzugskostenbeitrag einbehalten werden. Sträflinge ohne Ausbildung haben die Möglichkeit, eine solche zu absolvieren: Die Ausbildungszeit dauert 15 Monate und endet mit einer Lehrabschlussprüfung. Angeboten werden unter anderem die Berufe Bäcker, Koch, Maurer, Maler, Spengler und Tischler. Seit rund 30 Jahren wurden 1.000 positive Lehrabschlüsse verzeichnet. Darüber hinaus kann der Pflichtschulabschluss nachgeholt oder bei Freigang-Eignung eine Fachhochschule oder Universität absolviert werden.