Scheidungs-Väter

Papa-Demo in Wien

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Hunderte Trennungsväter gehen in Wien auf die Straße. Ihre simple Forderung: mehr Mitsprache bei ihren Kindern.

Fast 20.000 Ehen werden jedes Jahr in Österreich geschieden. Jeder Fall ist ein Schicksalsschlag – Gewinner gibt es bei den Trennungen keine. Die Kinder leiden, die Frauen – aber auch die Väter. Jetzt machen geschiedene Männer auf ihre Situation aufmerksam. Vielen wird nach der Scheidung der Zugang zu ihren Kindern schlicht verwehrt.

Beispiel: Zweieinhalb Jahre hat Thomas Auer seinen 12-jährigen Buben nicht gesehen: „Es gibt einen Besuchsbescheid, aber der ist nicht exekutierbar.“ Die Schuld liege am System: „Die Obsorge wird nach der Trennung meist auf die Mutter übertragen. Bei der geteilten Obsorge reicht ein Einspruch der Mutter.“

Vor einem Jahr hat Auer den Verein Vaterverbot gegründet. „Mein Fall ist kein Einzelschicksal, sondern ein Massenphänomen. Wir haben bereits 4.000 Mitglieder“, erzählt der Chirurg.

Für heute wurde zum Demo-Marsch durch Wien aufgerufen. Die Forderung: Ein „Doppelresidenz“-Modell wie in Frankreich, bei dem die Kinder ihren Lebensmittelpunkt bei beiden Elternteilen haben. Der Ring wird für diese Demo erneut gesperrt. Die Route beginnt bei der Urania um 16.00 Uhr vor dem Familienministerium und führt bis zum Justizministerium (17.30 Uhr). Man rechnet mit mindestens 500 Demonstranten.

Monatelange verordnete Kontaktsperre zum Kind
Wie schwierig die heimische Rechtslage ist, zeigt sich etwa beim Besuchsrecht: Grundsätzlich hat der Obsorge-Berechtigte die Pflicht, den Kontakt zum verbleibenden Elternteil zu ermöglichen. Gericht und Jugendamt können darüber hinaus den Kontakt in „Besuchcafés“ im Beisein von Sozialarbeitern anordnen. Nur: Wer den Besuche vereitelt, hat zwar mit Geld- und Beugestrafen zu rechnen – exekutiert wird das kaum.

Dazu kommt, dass die Dauer von Besuchsrechts-Anträgen im Schnitt 132 Kalendertage beträgt. Die Gründe: Überlastung der Gerichte und Verzögerungen durch psychiatrische Gutachten. Auer: „Die Mutter braucht nur den Verdacht zu äußern, der Vater sei gewalttätig, und schon gibt es Gutachten und eine Kontaktsperre.“ Behörden stünden „zu 90 Prozent auf Seiten der Frauen“.

Politik und Justiz reagieren mit Ratlosigkeit
Politik und Justiz begegnen der Materie mit Ratlosigkeit. „Ich habe keine Idee, wie wir hier einen Rechtsanspruch umsetzen können. Man kann die Kinder ja schlecht mit der Polizei vorführen lassen“, so VP-Familien-Staatssekretärin Christine Marek.

Justizministerin Claudia-Bandion-Ortner verweist auf die Idee eines Kinderbeistandes, der Kinder während der Trennungsphase begleiten soll. Ein Entwurf ist bereits ausgearbeitet. Man suche auch das Gespräch mit Betroffenen. Heute ist ein Treffen im Ministerium geplant.

Thomas Auer will jedenfalls weiterkämpfen: „Ich habe ein Recht, mein Kind zu sehen.“

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