Ein 57-jähriger Wiener ist so lang geschlagen worden, bis er starb.
Am Landesgericht Korneuburg ist am Dienstag - unter großem Publikumsinteresse - ein brutaler Mord im Zentrum eines Prozesses gestanden. Am 4. Mai 2010 war ein 57-jähriger Wiener entführt und - mit dem Ziel, Geld von seiner Mutter zu erpressen - so lang geschlagen worden, bis er starb. Staatsanwältin Birgit Kirchler sprach von einem "langsamen, schmerzhaften, grauenvollen Tod". Die Leiche wurde dann im niederösterreichischen Höllental abgelegt. Der Prozess wurde auf 24. Mai vertragt.
Angeklagte weisen Mordvorwurf von sich
Drei Angeklagte (53, 27 und 44) mussten sich wegen erpresserischer Entführung verantworten, derer sie sich auch schuldig bekannten. Den Vorwurf des Mordes wiesen der 53-jährige mutmaßliche Initiator des Entführungsplans und der 27-Jährige - ein Hobbyboxer mit Kampfsporterfahrung, der als Schläger engagiert worden war - zurück.
Die - letal endende - "Befragung" des Opfers fand im Haus des Drittangeklagten in Mannswörth (Bezirk Wien-Umgebung), aber in dessen Abwesenheit, statt. Der 44-Jährige hatte bei der Entführung des 57-Jährigen als Chauffeur fungiert, begab sich dann aber zu einem Freund - und soll vom Erstangeklagten zurückbeordert worden sein, um die Leiche zu "entsorgen".
Zahlreiche Verletzungen
Gerichtsmediziner Daniele Risser beschrieb die Verletzungen des Opfers - u.a. am linken Auge (durch einen wuchtigen Faustschlag an der Tankstelle), Hämatome und Schürfwunden von den Schlägen am Brustkorb sowie an beiden Armen (durch beidseitiges Zupacken, als er ins Auto gezerrt wurde), beidseitige Serienrippenbrüche, Einblutungen ins Gehirn und in die Augen (durch den Erdrosselungsvorgang) sowie in Lunge und Herzkammer, Bruch des Zungenbeins und Unterkiefers. Er resümierte deutlich: "Der Mann war über einen längeren Zeitraum einem Martyrium ausgesetzt."
"Perfide Situation"
Der 57-Jährige habe die massiven Misshandlungen noch dazu in einer "perfiden" Situation erlitten - mit auf den Rücken gefesselten, durch das über eine Reckstange gespannte Seil nach oben gezogenen Armen in leicht gebückter, "tödlicher" Position fixiert: Jedes Mal, wenn er aufgrund der Schläge einknickte, schnürte ihm das zweimal um den Hals geschlungene Seil die Luft ab. "Irgendwann ließen dann die Kräfte nach, er sackte zusammen, fiel in die Schlinge und kam vom Erdrosselungs- in den Erhängungsvorgang", so Risser. Dazu die die Atemöffnungen verschließende Mütze und der Socken im Mund: "Hier war Todesangst angesagt."
Jeder Schlag, egal von wem, habe dazu beigetragen, dass der Mann immer weniger atmen konnte. Nicht nachvollziehbar war für den Gutachter die gehörte Verantwortung, der lebensbedrohliche Zustand des Opfers sei nicht erkennbar gewesen - ebenso wenig die Darstellung der Beschuldigten, dass das Opfer, das nach der brutalen Entführung bereits Schlimmes ahnen musste, widerstandslos, "freiwillig", mit verbundenen Augen die Leiter auf den Dachboden geklettert sei.
Vertagt
Risser wurde bis 18.00 Uhr befragt. Danach wurde der Prozess auf 24. Mai vertagt