Salzburg

Fiaker testen Plastik-Hufen

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"Bella" und "Paula" bekommen orthopädische Hufschuhe.

Für die zwei Haflinger-Stuten "Bella" und "Paula" kommt den Winter über eine besondere Aufgabe in der Stadt Salzburg zu. Die Fiaker-Pferde testen "orthopädische Hufschuhe" aus einem Kunststoffgemisch, das kurioserweise auch für die transsibirische Eisenbahn zum Schutz der Achsen vor Eisbrocken und für Golfschuh-Einlagen verwendet wird. Der innovative Hufbeschlag soll nicht nur Gelenksentzündungen bei den Tieren vorbeugen, sondern auch keine Schäden mehr an den Straßen verursachen.

Wintersohlen ähnlich

Seit drei Jahren tüfteln die Fiakerfahrer schon mit dem städtischen Bauressort an einem passenden, für die Pferde geeigneten und zugleich Straßen schonenden Hufbeschlag. Der neu entwickelte, widerstandsfähige Kunststoffbeschlag ähnelt Profilsohlen von Winterschuhen. Falls er hält, was er verspricht, könnte für die Stadt ein finanzieller Vorteil entstehen. Der jährliche Schaden an den Fahrbahnbelägen, verursacht durch Hufeisen mit Stollen oder auch kleineren Metall-Stiften, könnte von derzeit geschätzten 100.000 Euro gegen Null reduziert werden, meinte Baustadträtin Claudia Schmidt (V) bei einem Lokalaugenschein am Alten Markt.

Allerdings hat es am Donnerstag am Abend einen Tiefschlag für den Testversuch gegeben. "Bella" ist auf der eisglatten Moosstraße ausgerutscht. "Die Stute stürzte und musste von der Feuerwehr mit einem Bergekran aufgehoben werden. Sie hat an der Hüfte eine Abschürfung, sonst ist sie nicht verletzt", schilderte Fiaker-Obmann Franz Winter. "Wir werden im Winter den Beschlag nicht verwenden können. Im Sommer schon." Er ortete noch ein weiteres Problem: Die Zehenkappen aus Metall federn beim Gehen der Tiere nach und verbiegen sich. Die Herstellerfirma Zitt in Frankfurt (D) werde sich da noch etwas einfallen lassen. Bisher habe das Unternehmen 25.000 bis 30.000 Euro in die Entwicklung des Kunststoffes gesteckt, ein Pferde-Chiropraktiker habe sein Wissen miteingebracht, erzählte der Obmann. "Das Material ist so beschaffen, dass sich die Pferde wie barfuß, wie auf Wolke sieben bewegen."

Wien lehnte ab
Bisherige Modelle eigneten sich nicht für Fiakerpferde. In Wien wurden Beschläge aus Kunststoff vom Veterinäramt und der Fiakerinnung abgelehnt. Deshalb würden die Berufskollegen aus der Bundeshauptstadt und auch aus Innsbruck mit Interesse den Pilotversuch in Salzburg beobachten, sagte der Fiaker-Obmann. Bis zum Frühjahr wird nun in der Altstadt getestet, wie lange der Spezial-Beschlag an den Hufen hält und ob er sich auch auf Schnee und Eis bewährt, denn die Pferde dürfen nicht ausrutschen. Falls nach der Material-Feinabstimmung der Test zur Zufriedenheit aller verläuft, werden die fünf Fiakerbetreiber die Pferde ihrer insgesamt 13 Kutschen mit geschmeidigeren Sohlen ausstatten.

Der Kunststoffbeschlag kostet allerdings um einiges mehr als der herkömmliche Eisenbeschlag: Rund 250 Euro statt 100 Euro pro Pferd. Für die Gesundheit der Rösser und um der Stadt entgegenzukommen, wollen die Kutscher das offenbar in Kauf nehmen. Die Verwendung von "Pferdewindeln" wie Pooh-Bags lehnen sie weiterhin ab. "Das funktioniert nicht", sagte Winter. Täglich räumten jetzt drei bis vier Angestellte den Pferdemist von den Straßen. Dass es weniger Beschwerden gibt, räumte auch die Baustadträtin ein. An der Staatsbrücke riecht es aber immer noch stark nach Urin. Schmidt hofft auch hier auf eine innovative Lösung, "auch wenn es vielleicht noch etwas länger dauert".
 

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