Prozess vertagt

Kinder jahrelang auf Dachboden gehalten

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Die Minderjährigen mussten bis zu 18 Jahre in den dunklen Räumen ausharren. Die Kinder wurden zudem geschlagen. Ein 68-Jähriger und seine Lebensgefährtin bekannten sich "nicht schuldig".

Ein Pärchen aus dem Lungau soll seine fünf minderjährigen Kinder laut Strafantrag der Staatsanwaltschaft in "katastrophalen und lebensgefährlichen Umständen in einem Dachgeschoß aufbewahrt" haben. Tatzeitraum: 1990 bis 2008. Der 68-jährige Vater hat offenbar zwei Kinder geschlagen und einer Betreuerin eines Sohnes gedroht, er werde Amok laufen.

Eltern bekennen sich "nicht schuldig"
Zudem sollen er und seine 42-jährige Lebensgefährtin verbotene Waffen besessen haben. Zum Vorwurf des groben Vernachlässigens ihrer Kinder bekannten sich die Eltern am Salzburger Landesgericht nicht schuldig. Der Prozess wurde zur Einvernahme von Zeugen vertagt.

"Stark vermüllte Schlafräume"
Zu den "stark vermüllten" Schlafräumen der Kinder führte nur eine Leiter, die sanitären Anlagen funktionierten außer einer Spüle in der Küche nicht, teilweise gab es kein elektrisches Licht: Mit diesen Vorwürfen konfrontierte Einzelrichter Wilhelm Longitsch die Eltern der Kinder, die mittlerweile acht bis 17 Jahre alt sind. Der Erstangeklagte "hat Kinder mit erheblicher Gewalt geschlagen, so dass sie vom Sessel fielen und aus der Nase bluteten", sagte Staatsanwalt Oliver Schoßwohl. "Die Kinder waren auch psychisch erheblich beeinträchtigt."

Kinder waren ständig in Lebensgefahr
Eine Sozialarbeiterin des Jugendamtes Tamsweg schilderte, was sie bei einer Hausdurchsuchung am 19. Juni 2008 zu Gesicht bekam: Nach Angaben des Bausachverständigen habe wegen des Badeofens und der desolaten elektrischen Leitungen Lebensgefahr für die Kinder bestanden. "Die Räume waren nicht isoliert, sehr niedrig und nur mit einer Leiter erreichbar. Die Fenster waren abgeriegelt, wir konnten kein Licht machen", erzählte die 43-jährige Zeugin. Die Kinder wurden deshalb vorübergehend mit der Mutter ins Frauenhaus gebracht, wohnen jetzt aber wieder bei den Eltern.

Angeklagter weist Vorwürfe zurück
"Alles Blödsinn", mit diesen Worten entgegnete der Erstangeklagte zornig den Vorwürfen. "Licht war überall, und eine Badewanne war immer verfügbar. Nur der Badeofen zum Heizen des Wassers und Raumes hat aufgrund von Frostschäden nicht mehr funktioniert, ihn hat es zerrissen. Warmes Wasser war aber immer da, es wurde aus dem Boiler in der Küche geholt." Geschlagen habe er kein Kind, das bestätigte auch seine Lebensgefährtin und Mutter von insgesamt sechs gemeinsamen Kindern.

Idyllische Familienfotos vorgelegt
Die Hausfrau legte zum Beweis der Familienidylle "liebe Fotos" auf den Richtertisch. Ihr Freund hielt ein ärztliches Attest in Händen, "darin wurden keine Misshandlungen festgestellt". Dass er einer Lernbetreuerin eines Sohnes gedroht habe, er werde Amok laufen so wie ein 36-jähriger Lungauer, der am 20. November 1997 sechs Personen erschossen hatte, wies er zurück: "Eine infame Lüge!" Die zwei Angeklagten - sie verzichteten auf einen Verteidiger - gaben den Besitz von verbotenen Waffen und Kriegsmaterialien (u.a. Fliegerabwehrkanonen und Sprenggranaten) zu. "Eine Zeitbombe", schimpfte der Staatsanwalt.

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