Um in ein Gefängnisspital zu kommen, simulierte Deniz A. dass er regungslos ist. Aus dem Spital floh er dann. Nun wurde er wieder gefasst.
Der am 2. April aus der Christian-Doppler-Klinik entflohene mutmaßliche Schwerverbrecher Deniz A. (29) ist in der Nacht auf Donnerstag in einem Lokal im Salzburger Stadtteil Lehen verhaftet worden. Über Auftrag des Landesgerichtes Salzburg wurde der Untersuchungshäftling in die Justizanstalt Salzburg eingeliefert. Wo sich der in Deutschland geborene türkische U-Häftling die ganze Zeit aufgehalten hat, konnte noch nicht eruiert werde, sagte Major Christian Voggenberger vom Landeskriminalamt.
Simulierte um in Gefängniskrankenhaus zu bleiben
Deniz A.
soll am 18. Oktober 2006 eine Verkäuferin der Agip-Tankstelle in der
Moosstraße in der Stadt Salzburg außergewöhnlich brutal vergewaltigt haben.
Am 6. Februar 2007 wurde er nach einem bewaffneten Raubüberfall auf die
selbe Tankstelle verhaftet. Seither litt er nach Angaben des behandelnden
Arztes an einer psychischen Krankheit, genannt psychogener Stupor. A. war
regungs- und sprachlos. Er wurde zuerst künstlich ernährt, später gefüttert.
Vermutet wird, dass der laut Ärzten "gehunfähige" Mann
zumindest die letzten Wochen simuliert hat. Deniz A. war dann am 2. April
trotz seiner attestierten Bewegungsunfähigkeit aus dem Fenster der
Sonderstation der Christian-Doppler-Klinik gesprungen und seit damals
spurlos verschwunden gewesen.
Telefonischer Anrufer verständigte Polizei
In der Nacht auf
Donnerstag gegen 1.30 Uhr wurde dann die Funkleitstelle der Polizei Salzburg
durch einen telefonischen Anrufer verständigt, dass sich in einem Lokal in
Salzburg-Lehen der flüchtige Strafgefangene aufhalten soll. Daraufhin fuhren
mehrere Streifenbesatzungen zur besagten Bar und stellten fest, dass sich
unter den Gästen eine Person befand, auf welche die Beschreibung des
Gesuchten passte. Er wurde festgenommen und zur genauen
Identitätsfeststellung zum Polizeianhaltezentrum Salzburg gebracht.
Identifikation auf Grund von Fingerabdrücken
Aufgrund des
Vergleiches der vorhandenen und von der vom Festgenommenen abgenommenen
Fingerabdrücke konnte dieser eindeutig als Deniz A. identifiziert werden.
Einvernommen wurde er - "abgesehen davon, dass er nichts gesagt hätte"
- noch nicht, dafür sei die Untersuchungsrichterin zuständig, sagte
Voggenberger
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Vergewaltigung, Missbrauch und Raubüberfall
Deniz A. könnte
für weitere drei Straftaten in Frage kommen, die er während seiner Flucht
begangen haben soll. "Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit" habe der 29-Jährige
in der Vorwoche eine Frau in der Sparkassen-Straße in der Stadt Salzburg
vergewaltigt, "der DNA-Abgleich war positiv", sagte Christian Voggenberger
vom Landeskriminalamt. Zudem könnte der Verdächtige im August eine Frau
missbraucht und einen Raubüberfall auf eine Prostituierte verübt haben.
Vermutlich hat der Mann in einer verlassenen Wohnung in Lehen gehaust.
Opfer traumatisiert
Zu den beiden Opfern und den Details des
sexuellen Missbrauchs wollte der Major aus kriminaltaktischen Gründen und
wegen des Opferschutzes keine weiteren Angaben machen. Die beiden
erwachsenen Frauen haben einen Schock erlitten und sind traumatisiert.
Raub
In einer leerstehenden Wohnung im Stadtteil Lehen fanden die
Beamten gestern Kleidungsstücke, die Deniz A. gehören könnten. Darunter
befindet sich eine Jacke, die auf die Beschreibung zu jenem Mann passt, der
im August eine Prostituierte des Bordells "Herzl Bar" in Lehen überfallen
hat. Der Täter - er trug eine Kappe, eine dunkle Sonnenbrille und ein weißes
Tuch vor dem Gesicht - hatte der Frau eine schwarze Waffe vorgehalten, die
der Schreckschuss-Pistole, die gestern bei A. gefunden worden ist, sehr
ähnlich sieht, sagte der Polizeimajor. Der Räuber hatte der Tschechin damals
eine Handtasche entrissen. Darin befanden sich 113 Euro Bargeld und u.a.
zwei Handys.
Wohnung von Deniz A. ausgeforscht
Über einen Schlüssel, den A.
bei der Festnahme bei sich trug, hatten die Polizisten die Wohnung in Lehen
ausforschen können. Die Vormieterin war offenbar eine Bekannte des
Verdächtigen und ist mittlerweile delogiert worden. Der Strom war bereits
abgeschalten. "Die gefundenen Gegenstände werden auf Spuren untersucht und
mit den Personenbeschreibungen vom Täter abgeglichen, sagte Voggenberger.