Gnadenfrist für Hausbesitzer lief ab

Opa Adi (86) von ÖBB enteignet

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Für eine neue Bahnunterführung muss Adolf Gründl weichen. Er wurde enteignet. 

Sbg. Seit dem Wochenende ist es amtlich, am Samstag lief die letzte Gnadenfrist für Opa Adi aus: Erstmals seit mehr als 20 Jahren haben die ÖBB in Österreich einen Bürger enteignen lassen. Der 86-jährige Adolf Gründl muss sein Haus in Golling endgültig räumen.

Vorausgegangen waren ein Rechtsstreit seit 2017 und etliche fehlgeschlagene Schlichtungsversuche. Gründl, der seit 70 Jahren in dem Haus lebte und das meiste mit eigener Hand erbaut hatte, muss einer 27 Millionen Euro teuren Bahnunterführung weichen. Diese war laut ÖBB aus Sicherheitsgründen unumgänglich, bereits im August hatten die Bauarbeiten begonnen. Nur das Einfamilienhaus des 86-Jährigen trotzte bislang der Baustelle und stand wie ein Fremdkörper mittendrin.

Jetzt wird nur noch ums Geld gestritten

Das abgeschlossene Enteignungsverfahren hatte Rechtskraft erlangt, weil das öffentliche Interesse an der Bahnunterführung das Einzelinteresse des betagten Hausbesitzers überwog.
Wohin Adolf Gründl mit seiner 71-jährigen Schwester, die ein lebenslanges Wohnrecht in dem Haus hatte, nun gehen wird, ist noch offen. Rechtsanwalt Josef Dengg, der Vertreter des Pensionisten, zeigte sich zuletzt zuversichtlich, ein Ersatzquartier für seine Mandanten zu finden.

Ausgestanden ist die leidige Angelegenheit damit aber noch längst nicht. Die ÖBB haben als Entschädigung für das Haus 345.000 Euro angeboten. Nach Ansicht der enteigneten Alteigentümer viel zu wenig. Rechtsanwalt Dengg: „Darüber wird noch vor Gericht zu verhandeln sein.“ 

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