Die Strecke ist 34 km lang und im Wasser ist es 15 grad kalt.
Etwa 34 Kilometer in 15 Grad kaltem Wasser, Wellengang, regulärer Schiffsverkehr und möglicherweise die eine oder andere Qualle: Trotz aller Widrigkeiten will der 36-jährige Josef Köberl als erster Österreicher im Sommer 2014 den Ärmelkanal bezwingen. Eine kleine Kostprobe in Sachen Strömung und kaltem Wasser gab es bereits am Mittwochvormittag im Wiener Donaukanal. "Ich schätze, das Wasser hat etwa zwölf Grad, die Bedingungen sind zu vergleichen", meinte der tropfende, aber trotz Kälte sehr gelassene Sportler nach seinem kurzen Schwimmausflug.
Die Kälte wird auch bei der Durchquerung des Ärmelkanals von England nach Frankreich ein großes Thema sein. Denn nach den strengen Regeln der Channel Swimming Association gilt es die etwa zwölf Stunden nur in Badehose, Schwimmbrille und Badehaube zu bewältigen. "Neopren ist verboten", erklärte der gebürtige Bad Ischler. Begleitet wird der Schwimmer bei seiner Kanaldurchquerung von einem erfahrenen Kapitän auf einem Fischkutter, der ihn mittels Radarkarte durch den Schiffsverkehr lotst. Direkte Hilfe oder die Berührung des Schwimmers sind aber verboten: Wasser und Nahrung werden Köberl in mit Seilen am Boot befestigten Flaschen zugeworfen.
Besonders Wasser ist dabei lebensnotwendig: Im Ärmelkanal fließt Salzwasser, um eine Nierenschädigung oder gar ein Nierenversagen zu verhindern, muss das geschluckte Salzwasser durch ausreichend Süßwasser ausgeglichen werden. "Viele Athleten scheitern daran", erklärte der Mediziner Ernst Horcher. Auch Müll, Ölfelder, Quallen oder Raubfische können am Weg zum Problem werden.
Dennoch: "Nur zehn Prozent der Leistung sind physisch, neunzig sind psychisch", bestätigte Köberl. Daher besteht das Training des Berufssoldaten nicht nur aus mehreren mehrstündigen Schwimmeinheiten pro Woche und "Abkühlungseinheiten" zwischen 6.00 und 7.00 Uhr in der Neuen Donau, sondern auch aus viel mentaler Vorbereitung.
Warum er freiwillig mindestens 34 Kilometer – je nach Schiffsverkehr und Wellengang können es mehr werden – in eisigem Wasser zurücklegen will, erklärte Köberl mit der Herausforderung. "Aus Jux habe ich damals bei einem Wettbewerb bei der Durchquerung des Hallstätter Sees mitgemacht. Als ich am anderen Ende war, habe ich mir gedacht: Wenn das so leicht war, schaffe ich den Ärmelkanal auch." Andererseits geht es dem Sportler auch um den guten Zweck: Die Erlöse aus der Vermarktung der Überquerung gehen an die St. Anna Kinderkrebsforschung. Unter anderem deshalb wird das Projekt dokumentarisch begleitet, am Ende soll ein Film über Köberl entstehen.
Das Training ist im Gange, jetzt fehlt dem Schwimmer eigentlich nur noch der genaue Termin: Mögliche Slots für die Durchquerung sind im Juli, im August und im September – noch steht nicht fest, wann genau Köberl starten darf. Denn die Regeln der Briten sind streng, auch was den Ablauf betrifft. Vom Startpunkt nahe Dover wird Köberl von seinem Begleitschiff an Land schwimmen, dann geht die Durchquerung an der engsten Stelle des Kanals offiziell los. Etwa zwölf Stunden später soll er dann nahe Calais in Frankreich wieder an Land gehen.