Tragischer Tod

"So starb mein Freund im Eiskanal"

Teilen

Ex-Staatsmeister starb bei Wette - Familie und Freunde unter Schock.

Es sollte der Höhepunkt eines spaßigen Tages werden, doch alles endete in einer großen Tragödie: Am Sonntagnachmittag starb der ehemalige Motorrad-Staatsmeister Alexander Witting auf der Bobbahn in Igls (Tirol). Mit einem befreundeten Bob-Fahrer hatte der 49-Jährige gewettet: Er würde viel schneller mit seiner Maschine die Bobbahn hinauf- als jener die Bahn hinunterfahren. Eine Wette, die tödlich endete.

Seine Fahrt sollte das Highlight des Tages werden
Es ist Sonntag, 17.20 Uhr, Bobbahn Igls: Hunderte ÖAMTC-Mitglieder tummeln sich am Rand der Strecke. Dutzende waren schon zuvor zu einem Spaßrennen angetreten. In umgebauten Woks waren sie die Bahn hinuntergesaust. Die Stimmung ist ausgelassen, gerade ist Pause. Alle warten auf das Highlight des Tages. Alexander Witting, er arbeitete seit 2004 als Instruktor bei dem Autofahrerklub, hatte sich für diesen Tag etwas ganz Besonderes ausgedacht. Er wollte den Besuchern einen Showakt der Superlative bieten.

Freund: „Ich habe ihn vor der Fahrt noch gewarnt“
„Vor zwei Wochen hat er mich angerufen und mich gefragt, ob ich mitmache, er habe sich etwas ausgedacht. Der Alexander war für so einen Blödsinn ja immer zu haben“, erzählt Kurt Einberger im Gespräch mit ÖSTERREICH.

Alexander Witting wollte allen beweisen: Er hat sein Motorrad noch immer unter Kontrolle. Auch nach all den Jahren. Entgegen allen Naturgesetzen wollte er mit seiner Maschine die Bobbahn hinauffahren. Und das sogar schneller, als der zweifache Olympiateilnehmer Kurt Einberger für eine Fahrt bergabwärts brauchte.

„Er war an diesem Tag sehr euphorisch. Ich habe ihn noch gewarnt, es vorsichtig angehen zu lassen“, berichtet Einberger.

Seine Familie musste den tragischen Tod mit ansehen
Doch Witting hält sich nicht an die Warnungen. Um 17.30 Uhr startet er seine erste Probefahrt. Doch: Er ist offenbar viel zu schnell unterwegs. Schon am Ende der zweiten Kurve im sogenannten Labyrinth verliert er aus bisher noch ungeklärter Ursache die Kontrolle über sein Motorrad. Die enge Bobbahn nimmt ihm jede Chance auszuweichen, er prallt hart gegen eine Holzvertäfelung, bleibt regungslos liegen.

Ein anwesender Notarzt versucht noch, den 49-Jährigen wiederzubeleben. Vergeblich. Alexander Witting stirbt noch an der Unfallstelle und vor den Augen seiner Familie. „Dass wir ihn wegen so einem Blödsinn verloren haben, ist einfach unbegreiflich“, erklärt Freund Einberger.

ÖSTERREICH: Herr Einberger, Sie wollten vergangenen Sonntag mit Alexander Witting ein unglaubliches Wettrennen veranstalten. Was war der Plan?
Kurt Einberger:
Wir wollten herausfinden, wer der Schnellere ist. Ich mit meinem Bob die Bobbahn hinunter oder Alexander mit seinem Motorrad die Bahn hinauf.

ÖSTERREICH: Wer ist auf diese Idee gekommen?
Einberger:
Der Alexander. Er hat ja als Instruktor beim ÖAMTC gearbeitet. Hunderte ÖAMTC-Leute waren an diesem Tag zu einem „Wok-Rennen“ auf der Strecke. Unser Wettrennen sollte der Showact in der Pause sein. Vor zwei Wochen hat er mich angerufen und mich gefragt, ob ich mitmache. Er war für so einen Blödsinn ja immer zu haben und ich habe schließlich auch zugesagt. Ich dachte, so etwas könnte sicher eine gute Reklame sein.

ÖSTERREICH: Trotzdem ging an diesem Tag etwas schief ...
Einberger:
Ja. Wir sind immer noch alle zutiefst schockiert. Dabei bin ich selbst kurz vor Alexanders Unfall noch die Strecke hinuntergefahren.

ÖSTERREICH: Und ist Ihnen etwas aufgefallen?
Einberger:
Nein, überhaupt nichts. Die Bahn war in einem guten Zustand. Es war zwar der letzte Tag der Saison, aber Probleme gab es keine.

ÖSTERREICH: Wie haben Sie ihn vor dem Unfall erlebt?
Einberger:
Vor dem Start war er schon sehr euphorisch. Ich habe ihn noch gewarnt: Die Bahn ist gefährlich, sie ist eng, geh es vorsichtig an, mach erst ein paar Probeläufe. Jeder Reifen hat ja seine Belastungsgrenze.

ÖSTERREICH: Das hat er nicht getan?
Einberger:
Die genaue Unfallursache ist ja noch nicht geklärt, aber ich glaube, dass er mit weit überhöhter Geschwindigkeit unterwegs war und das Motorrad ihm einfach weggerutscht ist. Auf der Straße kannst du dann noch nach links oder rechts ausweichen. Aber hier bist du in einer Betonrinne drin. Er konnte nicht mehr reagieren.

ÖSTERREICH: Wie geht es jetzt für Sie weiter?
Einberger:
Mein Mitgefühl gilt seiner Familie. Und ich persönlich werde bei so einem Blödsinn sicher nie mehr mitmachen.

Die stärksten Bilder des Tages

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.