Ein Grazer Aussteiger und seine Freundin erlitten 160 Kilometer vor Puerto Rico Schiffbruch. Hier das Protokoll ihrer Erlebnisse.
ÖSTERREICH berichtete gestern über die dramatische Rettungsaktion nach der Havarie auf dem Weg von St. Thomas nach Panama. Der in Graz geborene frühere Maschinenbau-Ingenieur für BMW und Daimler-Chrysler, Klaus Weinmüller, und seine mexikanische Freundin Martha Cabada (34, ebenfalls Aussteigerin aus der Autoindustrie) befanden sich mit ihrem 16-Meter-Segelschiff „Victoria“ soeben auf dem Seeweg vor Puerto Rico, als das Unglück seinen Lauf nahm.
„Anfangs dachte ich, wir hätten einen Wal gerammt“, erinnert sich der erfahrene Skipper und Kapitän von Swan Victoria Yacht Charters. Selbst 160 Kilometer vom Festland entfernt könnte es ein Riff gewesen sein. Denkbar ist aber auch, dass das mysteriöse Unterwasser-Objekt ein verloren gegangener Schiffscontainer war.
Bott lief trotz Pumpen unweigerlich voll
Vor Ort jedenfalls
machte sich das Paar keine großen Gedanken mehr über die Ursache, warum ihre
bestens gepflegte Swan 48 Leck geschlagen hatte. Sondern wie sie am Leben
bleiben. Denn die automatische Lenz-Pumpe schaffte es nicht mehr, den
Wasserschwall aus dem Boot zu befördern. Partnerin und Köchin Martha
bediente indes mit letztem Einsatz die händische Pumpe. Trotzdem lief das
Boot voll.
Klaus Weinmüller schätzte die Situation Samstagmittag 13 Uhr Ortszeit richtig ein, nämlich dass sein Segelschiff verloren ist: „Ich habe sofort einen distress call abgesetzt.“ Das heißt, per Funk ging ein SOS-Ruf samt den genauen Positionsangaben via Satellit an die nächste Küstenwache.
Dann bereiteten sich die beiden für den Umstieg in die Rettungsinsel vor. Am wichtigsten: Rettungswesten anziehen, Navigationshilfen und Trinkwasser für mehrere Tage einpacken. Ebenfalls im Notfallgepäck: ein tragbarer EPIRB-Peilsender, der 72 Stunden lang Positionssignale ausstrahlt. Dann zogen sie den Reißverschluss der Einstiegsluke zu, während draußen ihr 500.000-Euro-Boot endgültig im nur 14 Grad kalten Atlantik verschwand.
Todesangst in der Rettungsinsel
Lange mussten der Österreicher
und seine Freundin in Todesangst ausharren; die Haie kreisten um die
Rettungsinsel, heftige Winde zerrten an der aufblasbaren
Plastikkonstruktion. Nach endlosen sechs Stunden dann endlich das erlösende
Rotorengeknatter. Ein Jayhawk-Heli der Küstenwache rettete die
Schiffbrüchigen und flog sie ans sichere Land.