Kampf gegen den Feinstaub: Im Großraum Graz ist eine neue Anlage in Betrieb. Sie schreibt Tempo 100 bei zu hoher Belastung vor.
Der steirische Kampf gegen den gesundheitsschädlichen Feinstaub geht in die nächste Runde: Ab 15. Dezember wird bei zu hoher Feinstaubbelastung die erlaubte Geschwindigkeit auf vier Autobahnabschnitten im Großraum Graz auf 100 km/h reduziert. Die Verkehrsteilnehmer werden über 51 elektronische Anzeigen informiert. Im Gegensatz zu früheren Maßnahmen ist dieses Projekt nicht auf die Wintermonate begrenzt: Die Verkehrsbeeinflussungsanlage (VBA) wird ganzjährig im Einsatz sein.
Größte Anlage in Österreich
In Oberösterreich gebe
es zwar bereits eine VBA als Maßnahme gegen Feinstaub, die steirische Anlage
sei aber mit insgesamt 92 Kilometern die größte in Österreich, so
Asfinag-Sprecher Volker Höferl. Die elektronischen Anzeigen in den vier
Korridoren können autonom geschaltet werden: Eine Herabsetzung auf Tempo 100
erfolgt automatisch, sobald zweimal hintereinander ein komplex errechneter
Grenzwert - der neben der Luftgüte auch andere Daten einbezieht -
überschritten wird. Sobald der Wert wieder unter der Grenze liegt, darf
wieder mit 130 km/h gefahren werden. Alle 30 Minuten erfolgt eine
Aktualisierung. Den Streifen der Autobahnpolizei werden die Veränderungen
über Funk mitgeteilt, so Wolfgang Staudacher, Verkehrsabteilungsleiter im
Landespolizeikommando.
Während bei erhöhtem Feinstaubaufkommen das Tempolimit also automatisch gedrosselt wird, erfolgt dieser Schritt bei widrigen Witterungsverhältnissen manuell, erklärte Höferl. Anlagen für die Umfelddatenverarbeitung messen u.a. den Wasserfilm auf der Fahrbahn. Schlägt ein Sensor Alarm, kann ein "Operator" in der Asfinag-Zentrale in Wien-Inzersdorf die Tempobeschränkung den Gegebenheiten anpassen. Die elektronischen Anzeigen werden zudem Verkehrsteilnehmer früh vor Staus oder gesperrten Fahrbahnen warnen. Seit Montag wird die VBA im einwöchigen "Blindbetrieb" vollautomatisch getestet. Dabei sind die Anzeigen dunkel geschaltet.
Graz gilt als "Feinstaubhochburg" Österreichs
Bisherige
Maßnahmen, um die Luftgütequalität in der und um die steirische
Landeshauptstadt zu verbessern, waren wenig erfolgreich. Vor zwei Jahren
etwa hatte der Unabhängige Verwaltungssenat (UVS) wegen unzureichender
Kundmachung eine generelle 100-km/h-Beschränkung in den Wintermonaten auf
den Autobahnen im Sanierungsgebiet aufgehoben. Die neueste Idee ist die
Einführung von Umweltzonen nach dem Vorbild mehrerer deutscher Städte.