Das umstrittenste Grazer ÖV-Projekt wird nächste Woche fertig: Die Verlängerung der Linie 6 dauerte 20 Jahre
Am Freitag nächster Woche fällt für die größte Öffi-Posse von Graz der Vorhang: Ab 11.30 Uhr feiern Politiker und Prominente – darunter Jazz Gitti und Sturm-Kicker Mario Haas – in Graz-St. Peter die Fertigstellung der Sechser-Verlängerung. Die Straßenbahnlinie 6 führt künftig von der alten Endstation Schulzentrum über Eisteichgasse, St.-Peter-Pfarrweg und Breitenweg bis zur Peterstalstraße. 21 Millionen Euro hat dieser Ausbau des Grazer Straßenbahnnetzes gekostet. Die Linie 6 fährt am Freitag, 9. 11. (ab 13 Uhr), und Samstag (ganztägig) zum Nulltarif.
0,0000106 km/h
Bis die 1,86 Kilometer lange Strecke ans Netz der
Grazer Verkehrsbetriebe angeschlossen wurde, sollten zwanzig Jahre (!)
vergehen. Mit einer „Geschwindigkeit“ von umgerechnet 0,0000106 km/h waren
Politiker, Verkehrsbetriebe und Behörden hier am Werk. Alles nur, um den
mehr als 12.000 Bewohnern der örtlichen Siedlungen eine schnelle und vor
allem umweltfreundliche Verbindung in die Innenstadt zu bieten. So hat es
sich der ehemalige VP-Vize-Bürgermeister, Öffi-Pionier Erich Edegger 1987
gedacht.
Doch heftige Anrainer-Proteste, politischer Widerstand, mühsame Verfahren und Neuplanungen verhinderten, worüber sich Edegger 1990 so gefreut hat: eine neue Tram-Verbindung in das „Siedlungszentrum Süd-Ost“. Im Herbst 1992 sollte sie eröffnet werden. Am 28. Oktober 1992 starb Edegger an den Folgen einer Hirnblutung. Der lange Sechser war damals nicht einmal in Bau.
Edeggers Nachfolgerin Ruth Feldgrill wollte das Projekt mit einer Volksbefragung retten: doch die Bürger stimmten 1997 gegen den „Langen Sechser“. Erst Gerhard Rüsch – er erbte das Planungsressort von Franz Josel (FP) – erkämpfte den Sechser-Beschluss.