Am Mittwoch wurde im Grazer Straflandesgericht der Herberstein-Prozess mit der weiteren Befragung von Andrea Herberstein fortgesetzt.
Die Förderungen des Landes Steiermark und die finanzielle Situation des Herberstein-Betriebes standen am Mittwoch zunächst im Mittepunkt der Befragung. Andrea Herberstein, die nun schon den dritten Tag Rede und Antwort stehen musste, erklärte, dass seitens des Landes im Zuge des "Masterplans" zunächst eine Förderung von 8,72 Mio. Euro vorgesehen war. Es flossen zwar Teilbeträge, doch nach dem Rechnungshofbericht 2005 "war das politisch nicht mehr durchsetzbar", so Andrea Herberstein.
Politischer Wirbel begann 2004
2004 wurde mit tatkräftiger
finanzieller Unterstützung durch Bund und Land in Herberstein das
Gironcoli-Museum eröffnet. "Damals begann schon der politische
Wirbel rund um Herberstein", erinnerte sich die Angeklagte. Zuvor gab
es auch schon Verhandlungen mit dem Land wegen der Ausgliederung des
Tierparks. Dieser hätte an das Landesmuseum Joanneum verpachtet werden
sollen, das dort dann ein "Haus der Natur" errichtet hätte. Doch
dazu kam es nicht mehr, denn nach dem Rohentwurf des Rechnungshofberichtes
2005 war mit Verhandlungen Schluss. "Es war eine Zeit der negativen
Schlagzeilen", beschrieb Andrea Herberstein die damalige Stimmung.
Kein Konkurs ins Auge gefaßt
Im Herbst 2005, nachdem es
nach der Landtagswahl zu einem Wechsel an der Spitze der Steiermark gekommen
war, gab es Gespräche mit dem neuen Landeshauptmann Franz Voves. Es stand
nämlich die endgültige Tierparkschließung im Raum, und "das
konnte nicht im Interesse des Landes sein", so Andrea Herberstein. "Wurde
damals ein Konkurs ins Auge gefasst?", fragte Richterin Elisabeth
Juschitz. "Nein". Allerdings gab es sehr wohl Überlegungen der
Gesellschafter, den gesamten Betrieb zu verkaufen, um sich zu entschulden.
Dann konnte aber die Liquidität erhöht werden, indem kleinere Liegenschaften
und Teile der Kunstsammlung verkauft wurden.
Immer wieder finanzielle Probleme
Finanzielle Probleme hatte es
seit Ende der 90er Jahre immer wieder gegeben, die Banken wollten keine
Kredite mehr zur Verfügung stellen. Im Jahr 2000 sprang der Lebensgefährte
von Andrea Herberstein, Thomas Hampson, mit einem Darlehen von 218.019 Euro
ein. "Wann wurde das zurückgezahlt?", interessierte die
Richterin. "Ich glaube, ein Jahr später", meinte die
Angeklagte. 2002 flossen dann seitens des Landes 2,91 Mio. Euro. Bis dahin
gab es allerdings nichts als Versprechungen, wobei die Höhe des Betrags laut
Richterin nirgends schriftlich festgehalten worden war. "Sie haben
weiter investiert, ohne verbindliche Zusagen zu haben?", wunderte sich
die Richterin. "Es ist uns klar kommuniziert worden, dass es 2,91
Millionen Euro sein werden", so Andrea Herberstein.
Auf
der nächsten Seite: Schwarzbuchhaltung seit den 70er Jahren
Schwarzbuchhaltung seit den 70er Jahren
Richterin Elisabeth
Juschitz befragte Andrea Herberstein am Dienstag zunächst zu den
Abgabenhinterziehungen, die in der Anklageschrift mit 765.561,33 Euro
beziffert werden. Die Angeklagte bestätigte zwar, dass es schon immer eine
Schwarzbuchhaltung gegeben habe, zu den Details konnte sie aber nichts
sagen. Sie wisse nur, dass die Schwarzeinnahmen zwischen fünf und zehn
Prozent der Erlöse betragen hätten.
"Seit wann hat es eine Schwarzbuchhaltung gegeben?", fragte die Richterin. "Die hat es seit den 70er Jahren gegeben", antwortete Andrea Herberstein. "Wer hat das eingeführt?", so die Richterin. "Das kann ich nicht genau sagen, ich vermute, Otto Herberstein." Das Schwarzgeld sei in erster Linie zu Lohnzahlungen verwendet worden, nur ein kleiner Teil für private Aufwendungen. Der Großteil des Erlöses sei aber in den Betrieb zurückgeflossen, schilderte die Befragte.
Keine Ahnung "wo Geld hingeflossen ist"
Andrea
Herberstein betonte mehrfach, dass sie weder genau über die Höhe der
Schwarzeinnahmen noch über deren spezielle Verwendung Bescheid gewusst habe. "Das
hat alles Heinz Boxan gemacht", erklärte sie. Der ehemalige
Geschäftsführer, der ebenfalls angeklagt ist, hatte mit seiner Selbstanzeige
die Sache erst ins Rollen gebracht.
"Ich habe gewusst, dass sich das in einer Größenordnung von fünf bis zehn Prozent der Erlöse bewegt. Aber ich habe nie darauf gedrängt, dass es mehr wird", so Andrea Herberstein. "Und wenn es null gewesen wäre?", hakte die Richterin nach. "Das hätte uns in Schwierigkeiten gebracht", musste die Befragte zugeben. Sie betonte aber Boxan habe allein gehandelt "und er hat es gut gemacht, ich habe mich nie darum gekümmert."
"Es hat auch die Anweisung gegeben, die Tagesdatensätze bei den Kassen zu löschen", interessierte die Richterin. "Dazu kann ich nichts sagen, die Anweisung war nicht von mir." Sehr wohl gewusst habe sie dagegen davon, dass beim damaligen Tierparkleiter Andreas Kaufmann mit dem Schwarzgeld ein Parkettboden verlegt worden war. "Das war für einen nicht konsumierten Urlaub, an sich war so etwas nicht üblich", betonte Andrea Herberstein.
"Sie wissen alles Offizielle und von allem, was schwarz gelaufen ist, wissen Sie nur ganz, ganz wenig", fasste die Richterin schließlich zusammen.
Auf der nächsten Seite. Herberstein fühlt sich "teilweise schuldig"
Andrea Herberstein (55) muss sich wegen schweren Betrugs, grob fahrlässiger Beeinträchtigung von Gläubigerinteressen und Abgabenhinterziehung verantworten. Mitangeklagt sind der ehemalige Verwalter Heinz Boxan (63) und ihr Sohn Maximilian Herberstein (31).
"Teilweise schuldig"
"Fühlen Sie sich schuldig?",
fragte Richterin Elisabeth Juschitz die Angeklagte. "Teilweise schuldig",
und zwar in Bezug auf das Finanzvergehen - "im Umfang meiner
Selbstanzeige" und bezüglich zweier umgeschriebener Rechnungen.
"Chaos im Schloss"
Dann wurde einemal mehr die private
Situation beleuchtet. Die bei ihrer Heirat 20-Jährige arbeitete von Anfang
an in Herberstein mit und leitete mit zunehmender Krankheit ihre Mannes
weitgehend allein den Betrieb. Nach der Scheidung 1987 und einer Flut von
Prozessen, in denen sich die ehemaligen Eheleute gegenseitig verklagten, kam
es zu regelrechtem "Chaos im Schloss", so Andrea Herberstein. Ihr
Ex-Mann habe nicht davor zurückgeschreckt, ihr Strom und Wasser abzudrehen.
Erbe aufgeteilt
Nach dem Tod von Johann Otto Herberstein erbte
die jüngste Tochter alles. Diese teilte das Vermögen später auf alle
Geschwister gleichmäßig auf, außerdem wurde die Herberstein OEG gegründet,
deren Geschäftsführer Maximilian Herbsterstein wurde. Andrea Herberstein
durfte offiziell nicht mehr in dieser Funktion in Erscheinung treten, da
ihre Kinder sonst auf Grund einer Testamentsklausel ihr Erbe vorläufig nicht
antreten hätten können.
"Verstecktes Geschäftsführergehalt"
Ihr Sohn
bekam kein Gehalt, sie jedoch Unterhalt von ihren drei Kindern. Die
Richterin vermutete dahinter ein verstecktes Geschäftsführergehalt, was die
Angeklagte jedoch abstritt. Den Lebensunterhalt, so Herberstein, habe
meistens sowieso ihr Lebensgefährte Thomas Hampson bestritten, sie sei
lediglich die "Vertreterin der Eigentümer" der
Herberstein-Gesellschaft gewesen. "Warum hat Maximilian kein Gehalt als
Geschäftsführer bekommen?", fragte die Richterin. "Es
war geplant, dass ich weiterhin als Geschäftsführerin tätig bin",
erklärte Andrea Herberstein. "Wie haben Sie sich mit ihm
abgesprochen?", hakte die Richterin nach. "Nur in großen,
wichtigen Fragen, über das Tagesgeschäft habe ich ihn nicht informiert."