Der heute 55-jährige Knecht hat das geistige Niveau eines Zehnjährigen und musste rund um die Uhr am Hof arbeiten, er hat Entgeltansprüche von rund 428.410 Euro.
Ein Landwirt soll mit einem heute 55 Jahre alten Knecht etwa 25 Jahre lang wie mit einem Leibeigenen umgegangen sein. Dies berichtete die "Kleine Zeitung". Die Staatsanwaltschaft Leoben beruft sich dabei auf die Sachverhaltsdarstellung eines Sachwalters. Es soll auch der Verdacht des Förderungs- und Sozialbetruges im Raum stehen.
Knecht musste rund um die Uhr arbeiten
Der Knecht, dem vor dem
Pflegschaftsgericht das geistige Niveau eines Zehnjährigen attestiert wurde,
soll laut dem Sachwalter auf dem Bergbauernhof von früh bis spät hart
gearbeitet haben, wie das Medium berichtete. Nur Sonntagnachmittag habe er
frei gehabt, bei freier Kost und Logis habe der Mann ein Taschengeld von 20
bis 30 Euro monatlich erhalten.
Knecht war Pächter und bekam EU-Förderung
Der 55 Jahre
alte Knecht soll sich im Februar vom Hof abgesetzt haben. Das Gericht hatte
einen Sachwalter eingesetzt, nachdem der Fall ruchbar geworden war. Eine
Überprüfung der Einkommens- und Vermögensverhältnisse habe ergeben, dass der
Mann "völlig mittellos" sei. Dennoch dürfte der Mann eine Zeit lang sogar
als Pächter des Bergbauernhofes und als Empfänger von EU-Förderungen geführt
worden sein. Der Pachtvertrag mit dem Knecht sei nur deshalb abgeschlossen
worden, so die Zeitung, damit der Bauer in Frühpension gehen konnte. Die
Landarbeiterkammer habe für den 55-Jährigen für dessen lange Arbeit
Entgeltansprüche von rund 428.410 Euro errechnet.
Sohn des angezeigten Bauern gibt "gewisse Schuld" zu
Der
Landwirt, der den Hof inzwischen seinem Sohn übergeben haben soll, verwies
laut der Zeitung auf seinen Anwalt. Laut einem Schreiben der
Landarbeiterkammer aus dem Jahr 1999 seien alle offenen Beträge an den
Knecht ausbezahlt worden. Damals sei der 55-Jährige auf dem Bauernhof
gekündigt und für kurze Zeit in einem Altersheim untergebracht gewesen, dann
aber wieder auf dem Hof beschäftigt worden. Der Sohn des angezeigten Bauern
gab eine "gewisse Schuld" zu. Doch seien die Forderungen überzogen, die
Vorwürfe des Betruges und der Misshandlungen aus der Luft gegriffen.