Für die Polizei ist bei den Gräberschändungen kein politisches Motiv erkennbar. Ein Drohbrief wird aber dem rechtsextremen Lager zugerechnet.
Einige Mitglieder der muslimischen Gemeinde in Graz sind beunruhigt. Nach Zerstörungen im islamischen Teil des Grazer Zentralfriedhofs und dem Auftauchen eines moslemfeindlichen Briefes stellen Vertreter der Glaubensgemeinschaft und der Grazer Menschenrechtsbeirat Zusammenhänge mit dem Gemeinderatswahlkampf der Rechtsparteien her. Die Polizei kalmiert, nimmt die Sache aber ernst: Zumindest die Beschädigung von 45 Grabsteinen und -kreuzen ließen kein politisches Motiv erkennen.
Keine Schmierereien oder Parolen
Es gebe keine Schmierereien
oder Parolen, zwei Grabsteine seien umgeworfen und 43 Holzkreuze
herausgezogen worden, bilanzierte Maximilian Ulrich, Sprecher der
Sicherheitsdirektion Steiermark, über die am vergangenen Montag gemeldeten
Zerstörungen am Zentralfriedhof. In etwa zeitgleich tauchte ein anonymes
Schreiben auf, in dem eine "Aktions-Gruppe für ein moslemfreies Graz"
Schmähungen verbreitet und - in schlechtem Deutsch verfasst - unverhohlen zu
Gewalt aufruft.
Schreiben aus rechtsextremem Lager
Wie es aus Kreisen des
Verfassungsschutzes heißt, könne das Schreiben eindeutig dem rechtsextremen
Lager zugeordnet werden. Im Briefkopf ist zudem eine Odalrune zu sehen, die
bei den Nationalsozialisten für Besitz und Eigentum stand und heute von
einschlägigen Gruppierungen verwendet wird. Die Staatsanwaltschaft wurde
verständigt.
Benedek: FPÖ und BZÖ verbreiten "Islamophobie"
Der
Menschenrechtsbeirat der Stadt verurteilte die Verwüstung auf dem Friedhof "auf
das Schärfste". Durch ihren islamfeindlichen Gemeinderatswahlkampf
hätten FPÖ und BZÖ diese Akte ermutigt, meinte Vorsitzender Wolfgang
Benedek. "Die bewusste Verbreitung von Vorurteilen gegen den Islam
fördert ein Klima der Islamophobie." BZÖ-Generalsekretär Gerald
Grosz konterte umgehend: "Eine unfassbare Entgleisung". Auch
Soleiman Ali, Präsident der ägyptischen Gemeinde, selbst
Gemeinderatskandidat der SPÖ, ist der Meinung von Benedek.
Auch FPÖ wurde Opfer von Vandalenakten
Unmittelbar nach der
Gemeinderatswahl am 20. Jänner hatte es auch Klagen der FPÖ bzw. der
Akademischen Sängerschaft Gothia über Angriffe gegeben: Aus Leibnitz hieß
es, die dortige FPÖ-Parteizentrale sei wiederholt Ziel von Vandalenakten
geworden, die Sängerschaft, in deren Räumlichkeiten in Graz im November -
nach Absage im Heimatsaal des Landes - eine Veranstaltung von
Stadtparteichefin Susanne Winter mit Gästen anderer Rechtsparteien
abgehalten wurde, war Ziel eines Farbbeutelanschlags, schon davor sei das
Eingangstor mit Benzin übergossen worden.