ZiB2-Interview

Schuldirektor über Amoklauf: Schüler haben mehr Todesopfer verhindert

Norbert Urabl, stellvertretender Direktor der Tatort-Schule, war zu Gast in der ZiB2. Er schildert seine Eindrücke vom schrecklichen Amoklauf in Graz. 

"Es ist schwer zu beschreiben, die Emotionen gehen in alle Richtungen. Das trifft uns alle. Wir haben für alle Schüler und Eltern die Serviceeinrichtungen genutzt. Es waren sehr viele Helfer anwesend", sagt der Mathematik- und Physik-Lehrer.

Urabl lobt die Einsatzkräfte: "Es hat von der ersten Minute alles funktioniert, die Polizei und Rettung war in sehr kurzer Zeit vor Ort. Die Evakuierung hat ebenso gut funktioniert, die ganzen Hilfskräfte haben sofort auf uns gewartet."

Der stellvertretende Direktor schildert, wie er den Amoklauf erlebt hat: "Es war eigentlich zuerst gar nicht verständlich, was passiert ist. Wir haben Knallgeräusche gehört, das konnten wir nicht zuordnen. Dann haben Lehrer gesagt 'Es wird geschossen' - dann sind auch schon Lehrer entgegengekommen und haben von ersten Verletzten gesprochen. Dann haben wir sofort den Notruf alarmiert."

Schüler haben gut reagiert

"Ich selbst habe den Täter nicht gesehen. Meine persönliche Einschätzung ist ein wahlloses Aufsuchen der Klassenräume. Viele Schüler haben sehr gut reagiert und Barrikaden aufgebaut und Türen verschlossen. Wir besprechen das bei Brandschutzübungen regelmäßig, die Schüler wussten theoretisch, was zu tun ist. Ich hätte es nie gedacht, dass wir dieses Wissen einmal brauchen können", so der Lehrer.

Urabl kannte den Täter nicht: "Wir wussten während der Evakuierung auch nicht, was mit dem Täter passiert ist. Das haben wir dann nicht mehr mitbekommen. Ich kannte den Täter nur vom Namen her, ich selbst habe ihn nicht unterrichtet. Auch die Personen, die ihn kannten, sind so geschockt, dass sie nicht wissen, was sie sagen sollen. Es gibt gerade mehr Fragen als Antworten."

Wie geht es mit dem Schulbetrieb weiter? "Manche wollen wieder in die Schule, manche können es sich noch gar nicht vorstellen. Viele können gar nicht darüber reden. Ein regulärer Unterricht ist natürlich in den nächsten Tagen nicht möglich."

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