Die (Vor-)Geschichte um den am Sonntag unter Mordverdacht verhafteten Grazer Lehrer Johann W. wird endgültig zum Aufreger.
Wie ÖSTERREICH berichtete, belastet ein kurdischer Häftling – der vor fünf Jahren wegen Mordes zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt worden war – den Englisch- und Französisch-Professor Johann W. schwer.
80 Messerstiche
Plötzlich will Abdurrahim P. seinen Quartiergeber
Roland Antovic im Jahr 2003 nicht mehr allein mit 80 Messerstichen
umgebracht haben. Vielmehr habe er nur zweimal zugestochen, die meisten und
vor allem die tödlichen Stiche habe ein bis dahin unbekannter Komplize,
nämlich Johann W. ausgeführt.
Glaubensstreit
Das Motiv: Das Opfer hätte die beiden Zeugen
Jehovas – die gemeinsam die Bibel erforschten – in Glaubensfragen schwer
beleidigt.
Häfenkonto
Um unbehelligt davonzukommen, soll W. (für den
die Unschuldsvermutung gilt) dem Kurden nach dessen Aussagen 300.000 Euro
versprochen haben. 50.000 Euro davon hat der Herr Professor laut
Staatsanwaltschaft dem Komplizen bereits überwiesen: In monatlichen Raten
von bis zu 500 Euro aufs Häf’nkonto sowie zweimal 11.000 Euro an Verwandte
in der Türkei. Aufgrund dieses Indizes wurde die U-Haft verhängt – am
Gymnasium, an dem der 55-Jährige unterrichtet, wurde der Sprachlehrer
suspendiert. Möglicherweise 13 Jahre zu spät.
Unzurechnungsfähig
Wie jetzt bekannt wurde, ist 1996 die
damals 40-jährige Ehefrau des Lehrers, Karin W., im Meditations- und
Glaubenswahn in der gemeinsamen Wohnung in Graz verhungert. Die Ermittlungen
(wegen unterlassener Hilfeleistung) wurden eingestellt, weil Johann W.
glaubhaft machte, dass er nichts unternehmen konnte, weil die Frau ihn „mit
dem Wahn angesteckt habe“. Ein Gutachter attestierte dem Lehrer
Unzurechnungsfähigkeit. Der Landesschulrat wurde verständigt – trotzdem
durfte Johann W. 13 Jahre weiter unterrichten. Und ein Mordkomplott
aushecken?